Elf Geschichten, die sich ineinander spiegeln und vage ergänzen. Erzählt wird von Leuten, die plötzlich fremd im eigenen Leben stehen: der Polizist, dem ein Seitensprung das Herz bricht, die arbeitslose Schauspielerin ohne Ziel, der 18-Jährige, der an einem Neujahrstag schlagartig erwachsen wird. J. Kuckart weiß, wie man Sätze so zu Ende formuliert, dass dem Leser kurz die Luft wegbleibt. Ihre Geschichten (elf, die sich in der Eleganz schwebend leichten Erzählens ineinander spiegeln und ergänzen, sind in diesem bemerkenswerten Buch zusammengefasst) handeln von Leuten, die fremd im eigenen Leben stehen. Gelassen zeichnet die mehrfach preisgekrönte Autorin (vgl. zuletzt "Wünsche", ID-A 20/13) Momente nach, die wie Erdbeben im Privaten wirken. Geschichten, die in sich ruhen und doch alles zum Einsturz bringen, müssen langsam wachsen: etwa die der kleinen Tante, die sich eines Tages auf die Schienen legt. Erst der clevere Erzählrahmen legt die Dimension der Einsamkeit frei: Viktor, ein Verwandter, erinnert sich an Kindheitssommer in der Eifel und leuchtet die Traurigkeit der kleinen Tante mit banaler, ungewollt brutaler Naivität aus. Der Polizist, dem ein Seitensprung das Herz bricht, die arbeitslose Schauspielerin, die in einer Berliner Bäckerei Kuchen verkauft, dann weiterdriftet - Kuckarts Figuren sind so klar gezeichnet, dass Lebensabschnitte in einen einzigen Satz passen. Breit empfohlen!
Personen: Kuckart, Judith
Kucka
Kuckart, Judith:
Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück : Roman / Judith Kuckart. - Köln : DuMont, 2015. - 218 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8321-9807-7
Schöne Literatur - Buch