Im dritten Fall ihrer Kopenhagen-Serie offenbart die dänische Thrillerautorin Katrine Engberg die Abgründe der menschlichen Seele in einem maroden Gesundheitssystem. (DR) Im ältesten Brunnen der Stadt kommt es zu einem schaurigen Leichenfund. Rasch ist klar, dass die Ermordete keinem Sexualdelikt zum Opfer fiel. Ansonsten erregen eine dubiose Einrichtung für hilfsbedürftige Jugendliche, fragwürdige Behandlungsmethoden und einige Verdächtige die Aufmerksamkeit von Polizeiassistent Jeppe Korner, doch erste Spuren verlaufen im Sand und es fehlt ein schlüssiges Tatmotiv. Seit seine clevere Partnerin Anette Werner in Elternkarenz ist, muss sich Jeppe mit dem trägen Kollegen Falck an seiner Seite begnügen. Bald gibt es weitere Morde und Jeppe gerät unter Zeitdruck. Inzwischen langweilt sich Anette in ihrer Babypause und kommt bei heimlichen Nachforschungen der Wahrheit gefährlich nahe… Ein marodes Gesundheitssystem, üble Machtspiele, aber auch Liebe und Armut stehen thematisch im Mittelpunkt dieses wendungsreichen Thrillers. Die Autorin versteht viel von Dramaturgie und Erzählperspektive. Geschickt weckt sie den detektivischen Spürsinn der LeserInnen, indem sie ihnen einen minimalen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittelnden lässt. Neben der klassischen Polizeiarbeit im primären Erzählstrang sorgen die interessanten Nebenhandlungen mit Einblicken in das Privatleben der differenziert gezeichneten Charaktere für spannende Unterhaltung. Jeppe bereiten sowohl seine Beziehung zu Kollegin Sara als auch zu seiner Mutter Kopfzerbrechen und Serienfans dürfen sich über ein Wiedersehen mit der lebenshungrigen Esther und ihrem brummigen Mitbewohner Greger freuen. Die Kenntnis der Vorgängerbände (Krokodilwächter, Blutmond) ist von Vorteil, um die Entwicklung der Charaktere besser zu verstehen, aber nicht zwingend nötig. Absolut lesenswert!

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Personen: Engberg, Katrine