Eric-Emmanuel Schmitt hat großartige Romane geschrieben, mit zum Teil überzeugendem psychologischen Tiefgang. Es gibt einige Bücher von ihm, die als Bereicherung auch für kleine Bibliotheken empfehlenswert sind - der vorliegende jüngste Titel ist jedoch kein Muss. Auf den ersten Blick beeindrucken die vier Erzählungen durch ihre raffinierten Plots: So enden "Die Barbarin-Schwestern" mit einer völlig unerwarteten Pointe, während die dritte und titelgebende Erzählung mit einem starken Beginn punktet und sich die LeserInnen zwölf Seiten lang gedulden müssen, bis wenigstens die erste drängende Frage beantwortet wird. Was Elise mit ihren regelmäßigen Besuchen im Gefängnis bezweckt und warum sie dafür sogar ihren Wohnsitz gewechselt hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. In "Zeichne mir ein Flugzeug" versucht Schmitt einen Faden zwischen Antoine de Saint-Exupéry und dem alten Werner zu spinnen, der im Zweiten Weltkrieg Pilot eines Jagdbombers war. Als personifiziertes Gewissen kommt das kleine, hartnäckige Nachbarmädchen Daphné daher und dass dabei plakative Parallelen zum Welterfolg "Der kleine Prinz" gezogen werden, überrascht nicht. Im Mittelpunkt der Erzählung "Madame Butterfly" steht die Lebenslüge des schwerreichen William Golden (Nomen est omen...), die weit über die geplatzte Finanzblase hinausreicht.
Personen: Schmitt, Eric-Emmanuel Frucht, Marlene
Schmitt
Schmitt, Eric-Emmanuel:
¬Die¬ Rache der Vergebung : Erzählungen / Eric-Emmanuel Schmitt. Aus dem Franz. von Marlene Frucht. - Frankfurt a. M. : S. Fischer, 2018. - 316 S.
ISBN 978-3-10-397384-6 fest geb. : ca. ? 24,70
Schöne Literatur - Buch