Der Dichterfürst inkognito im Harz unterwegs. (DR) Der 1960 geborene Christian Schärf leitet seit 2013 das Institut für Literaturwissenschaft und Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim. Nach seinem dem Philosophen Nietzsche gewidmeten Romandebüt "Ein Winter in Nizza" stellt Schärf seine Gewandtheit im produktiven Umgang mit einer Geistesgröße erneut unter Beweis. Diesmal geht es um den jungen Goethe, der sich vorgenommen hat, als Erster den Brocken (höchster Berg im Norden Deutschlands) im Winter zu besteigen, was 1777 ein recht waghalsiges Unternehmen war. Weil Goethe nach dem epochalen Erfolg seines "Werthers" im ganzen Land bekannt ist, beschließt er, inkognito als Zeichner zu reisen. Trotzdem sind ihm Spione des Hauses Hannover stets dicht auf den Fersen. Um dieses Abenteuer gruppiert Schärf ein bunt schillerndes Zeitpanorama: Man badet im Genie- und Freundschaftskult, während der Weimarer Hof sich seinen Lustbarkeiten hingibt, man diskutiert die neuesten wissenschaftlichen Theorien, während andernorts Herzensangelegenheiten nicht zu kurz kommen. Aus literarischer Sicht besonders interessant ist die Darstellung von J. M. R. Lenz als erfolgloser und heimatlos vagabundierender Gegenpol zu Goethe. Dem nicht genug, stellt uns der Roman in Form eines Goethe-Zitates aus dem West-östlichen Divan die existentielle Frage: "Lebt man denn, wenn andre leben?" Der Roman ist für jeden Bibliotheksbestand eine Bereicherung! *bn* Simone Klein
Personen: Schärf, Christian
Schär
Schärf, Christian:
Die Reise des Zeichners : Roman / Christian Schärf. - Orig.-Ausg. - Köln : Eichborn, 2016. - 332 S.
ISBN 978-3-8479-0614-8 fest geb. : ca. ? 22,70
Schöne Literatur - Buch