Mitreißender Debütroman über einen jungen Englischdozenten, seine Familiengeschichte und die amerikanische Gegenwart. (DR) "Bei uns im Keller gab es einen Geist. Einen Hausgeist. Ich habe ihn beleidigt, und jetzt verfolgt er mich. Der Geist ist mit meinem Vater aus Norwegen gekommen." Dieses Geheimnis vertraut Faye einer Freundin an. Sie hat als sehr gewissenhafte Schülerin nach dem Highschool-Abschluss kurze Zeit in Chicago studiert, dort mit der Hippie-Bewegung Kontakt gehabt, ist aber überraschend nach Hause zurückgekehrt und hat den biederen Jugendfreund Henry geheiratet. Als der Sohn Samuel elf Jahre alt ist, verlässt sie - für die Betroffenen völlig unerwartet - die Familie. Samuel hört erst zwanzig Jahre später wieder von seiner Mutter. Faye hat im Spätsommer 2011 auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten (der wegen seiner derben Art Ähnlichkeiten mit Donald Trump aufweist) während einer Kundgebung eine Handvoll Schottersteine geworfen. Diese Aktion wird von den Medien zu einem Terrorakt, begangen von einer Ex-68erin, aufgeblasen. Samuel - er ist Dozent für Literatur an der Universität und schuldet seinem Verlag einen Roman, für den er bereits den Vorschuss kassiert hat - wird nun vom gewieften Lektor genötigt, ein schonungsloses Enthüllungsbuch über seine böse Mutter zu schreiben. So beginnen die aufregenden Recherchen in der eigenen Familiengeschichte bis zu den norwegischen Wurzeln. Was an diesem Roman fasziniert, ist die epische Breite und Dichte, die aber stets kurzweilig bleibt, weil der junge Autor sowohl inhaltlich als auch schreibtechnisch alle Kunstkniffe anwendet. Die Figuren sind allesamt äußerst plastisch: Der Literaturprofessor, der von seiner Computerspielsucht wegkommen will. Die Studentin Laura, die sich mit frechen Tricks durchs Studium schwindeln will. Die ehemals radikale Hippiefrau Alice, die nun ebenso radikal in größter Abgeschiedenheit lebt. Der als Knabe vom Rektor sexuell missbrauchte Bishop, der als US-Soldat im Irak stirbt. Die geniale Geigerin Bethany, die ein klinisch sauberes, aber unglückliches Erfolgsleben führt. - Niemand sollte sich von den 850 Seiten abhalten lassen, dieses spannende, bereichernde Buch zu lesen! *bn* Maria Schmuckermair
Personen: Hill, Nathan Löcher-Lawrence, Werner Behringer, Katrin
Hill
Hill, Nathan:
Geister : Roman / Nathan Hill. Übers. aus dem amerikan. Engl. von Werner Löcher-Lawrence und Katrin Behringer. - München : Piper, 2016. - 863 S.
ISBN 978-3-492-05737-0 fest geb. : ca. ? 25,70
Schöne Literatur - Buch