Die Schatten der Vergangenheit verdunkeln eine deutsch-französische Nachkriegsehe. (DR) Louise wächst in der unmittelbaren Nachkriegszeit in den Dauphiné-Alpen nahe Grenoble als Tochter eines autoritären Zahnarztes und einer unterwürfigen Mutter auf, die ihren Mann stets um Geld bitten muss. Bürgerlich (mit einem Dienstmädchen aus einem abgelegenen Bergdorf) und streng in einer Klosterschule erzogen, lernt das Mädchen früh, dass es Buben und Männer besser haben. Über zwei Themen wird in dieser fest gefügten Welt vor Kindern grundsätzlich nicht gesprochen: Sex und Krieg. Erst als Studentin in Lyon erfährt Louise von den Massakern der Waffen-SS in Frankreich. Und ihr Vater erzählt ihr kurz vor seinem Tod, dass er sich der Festnahme durch die Deutschen mit einem Sprung in einen Fluss entziehen habe können, an seiner Stelle aber im Partisanenabwehrkampf zwölf Männer umgebracht wurden. Auf der Universität in Lyon lernt Louise durch das Studium und durch die Musik eine freiere Welt kennen. Der Jazzpianist Henri Lagarde mit seiner tragischen Herkunft - der Vater von den Deutschen gefoltert und erschossen, die Mutter im KZ verstorben - ist ihr erster Liebhaber. Die Liebe ihres Lebens findet sie aber im deutschen Austauschstudenten Johann, dem sie gegen den Widerstand ihrer Familie in seine Heimat folgt. Trotz der liebevollen Aufnahme in Johanns Familie ist die Eingewöhnung für die Französin ein mühevoller Prozess. Eine späte schmerzhafte Erkenntnis über die Kriegsvergangenheit des Schwiegervaters und ihres Jugendfreundes Henri trifft Louise mitten ins Herz. In einer sehr sanft und persönlich an sich selbst gerichteten Du-Form erzählt die über 70-jährige Autorin in ihrem Debütroman über ein Frauenleben im Spannungsfeld der jüngeren deutsch-französischen Geschichte.
Personen: Schenk, Sylvie
Schen
Schenk, Sylvie:
Schnell, dein Leben : Roman / Sylvie Schenk. - München : Hanser, 2016. - 158 S.
ISBN 978-3-446-25331-5 fest geb. : ca. ? 16,50
Schöne Literatur - Buch