Als Josef Winkler vor zwei Jahren den Alfred-Döblin-Preis für Natura morta erhielt, sagte Günter Gra ss: »Josef Winkler ist jemand, der nicht auch schreibt, sondern der existiert, um zu schreiben. Das merkt man der Dichte seiner Prosa an in all den Büchern, die ich kenne, und auch dieser neue Text be stätigt das, diese Stärke.« Schon bald nach Erscheinen entwickelte sich die ørömische Novelleï zu ei nem erstaunlichen Medien- und Publikumserfolg. »Feigen, frische Feigen!« ruft vor den Toren des Vati kans eine dicke Römerin neben einem kahlgeschorenen Mann, der ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Mafia. M ade in Italy« trägt und auf einem Stab einen kleinen Plastiknegerkopf in die Höhe hält, den er den v orbeigehenden Pilgern zeigt. Aufdringlich, geradezu überwältigend fühlbar, riechbar, hör- und sehbar beschreibt Josef Winkler in seiner ørömischen Novelleï die Stadt, wo sie am lebendigsten ist: woche ntags das Markttreiben auf der Piazza Vittorio Emanuele; sonntags das Warten und Lungern vor dem Vat ikan. Unter den Wartenden befinden sich die Feigenverkäuferin und Piccoletto, ihr schöner Sohn, der sonst für einen Fischhändler auf der Piazza Vittorio Emanuele arbeitet. Wie diese Welt û einen endlo sen Augenblick lang û in den Sog von Piccolettos Schicksal gerissen wird, ist atemberaubend.
Personen: Winkler, Josef
WIN
Winkler, Josef:
Natura morta : Eine römische Novelle. - Berlin : Suhrkamp, 2004. - 120 Seiten
ISBN 978-3-518-45575-3 9.00
SL - Buch