In der psychiatrischen Klinik der irischen Stadt Roscommon schreibt 1957 eine fast 100-Jährige über die Stationen ihres "verborgenen" Lebens, dessen dunkle Geheimnisse und traumatische Schrecken sich auch für sie selbst zu Bruchstücken einer rätselhaften Vergangenheit verflüchtig haben. Barry - zuletzt "Die Zeitläufe des Eneas MacNulty" (BA 11/99) - dessen unglücklicher Held im vorliegenden Roman eine wichtige Rolle spielt, schildert die von Bürgerkrieg, Hass und geistlichen Machenschaften ausgelösten Konflikte mit ihren zerstörerischen und tödlichen Konsequenzen. Kompositorisch kunstvoll wird die Frage nach der Wahrheit der Erinnerung in der Schwebe gehalten. Das kaltherzig "verborgene" Schicksal einer um ihr Lebensglück betrogenen Frau ist ebenso literarisch anspruchsvoll wie einfühlsam erzählt und wird nachdrücklich empfohlen.
Barry, Sebastian: Ein verborgenes Leben : Roman / Sebastian Barry. - 1. Aufl. - Göttingen : Steidl, 2009. - 392 S. Einheitssacht.: The secret scripture