Ein melancholischer Brunetti löst philosophierend seinen 30. Kriminalfall mit dem üblichen Gespür für die feinen Zwischentöne menschlichen Verhaltens. (DR) Brunetti wirkt in Summe in seinem mittlerweile 30. Einsatz für die venezianische Mordkommission etwas melancholisch und noch abgeklärter als sonst. So träge wie Brunetti zu Beginn der Geschichte agiert, so langsam beginnt sich die Handlung zu entfalten und man braucht als LeserIn mitunter ein wenig Durchhaltevermögen, das aber von Donna Leon letzten Endes wie üblich belohnt wird. Zwei junge amerikanische Touristinnen unternehmen mit zwei venezianischen Burschen in der Nacht eine Spritztour durch die Lagune. Doch aufgrund eines Auffahrunfalles kommt es zu einem folgenschweren Unglück an Bord des Motorbootes. In den frühen Morgenstunden werden die beiden verletzten Mädchen dann in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses aufgefunden. Durch die Überwachungskameras kann die Identität der beiden Männer rasch geklärt werden. Berto Duso, ein angehender Jurist, und den einfachen Hilfsarbeiter Marcello Vio verbindet jedoch mehr als die übliche Schulfreundschaft. Unterstützt durch die resolute Kommissarin Claudia Griffoni, die sich als Süditalienerin bestens mit den Methoden und der Organisation der Mafia auskennt, kommt Brunetti langsam, aber stetig den üblen Machenschaften eines brutalen Mädchenhandels auf die Spur. Auch in ihrem bereits 30. Brunetti-Roman beweist Donna Leon erneut, dass sie noch immer gute Krimigeschichten abseits bluttriefender Brutalität erzählen kann. Die treuen LeserInnen werden zudem mit der üblichen, schon liebgewonnenen Gruppe an Figuren belohnt. Auch gesellschaftskritische Töne und ein hohes Maß an kulturellen Hinweisen bereichern einmal mehr diesen unterhaltsamen Kriminalfall.

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Personen: Leon, Donna Schmitz, Werner