Mythen aus aller Welt in 111 sternenklaren Nächten erzählt. (PR) Es ist faszinierend, wie vielfältig die Mythen rund um das Werden der Welt sind. Krohn hat 111 davon gesammelt und - wie der Untertitel bescheiden hinzufügt - neu erzählt. Faktisch handelt es sich nämlich um Verfälschungen. Als Beispiel möge die Erzählung des pelasgischen Mythos dienen, welche die Urmutter Euronyme unterschlägt und erst bei der Machtergreifung durch eine männliche Gottheit einsetzt. Nur gelegentlich erfahren die LeserInnen etwas über die davor liegenden Welten weiblicher Geburtsmythen, die - wie etwa durch Ranke-Graves oder Fromm gut belegt - von männlichen Schöpfungsmythen verdrängt wurden: Am Anfang fiel eine Frau durch einen Spalt im Himmel. Sie hätte ein friedliches Leben führen können, allerdings überlebte sie die Geburt der Zwillingsbrüder (!) nicht, die fortan nichts Besseres zu tun hatten, als um Eigentum zu kämpfen. Nein, dieser Mythos stammt nicht aus Europa, sondern von den Irokesen. In der überwiegenden Mehrzahl lässt Krohn aber gleich seinen "Erfinder" agieren. Dabei wären weibliche Geburtsmythen für die vierjährige Elisa und deren Mutter Annina, die von Krohn für eine rund um die 111 "sternklaren Nächte" dürftig konstruierte Rahmenhandlung gewählten Figuren, wesentlich angemessener gewesen. Lediglich die Illustrationen der Berliner Zeichnerin Kat Menschik trösten ein wenig. Wohlwollend gelesen lässt sich die Mythensammlung immerhin als Aufforderung verstehen, Mythen gleich selbst zu erfinden.
Personen: Krohn, Tim Menschik, Kat
Kro
Krohn, Tim:
Warum die Erde rund ist : 111 Schöpfungsmythen / gesammelt und neu erzählt von Tim Krohn. Ill. von Kat Menschik. - Frankfurt a. M. : Eichborn, 2008. - 188 S.
ISBN 978-3-8218-5839-5 fest geb. : EUR 17,50
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch