Maul, Heinrich
Hirtenleben zwischen Idylle und Wirklichkeit
Buch

Mit diesem Buch ist dem Hirtenleben ein eigenes Denkmal gesetzt. Zur Zeit des bäuerlichen Wirtschaftssystems vergangener Zeiten mit Dreifelderwirtschaft, Flurzwang und Allmende war der Hirte nicht wegzudenken. Er wusste Bescheid über Natur- und Landnutzung, Witterung und Heilkunde. Der Hüteberuf war kein gemütlicher Zeitvertreib, sondern eine anstrengende Arbeit bei bescheidener Entlohnung und schlechtem Ansehen. Die spannend und detailreich aufgearbeiteten Themen sind Hirten- und Weidewesen, die Hirtenbruderschaft sowie in Erzählungen das Leben und die Arbeitswelt eines Hirten. Der Autor hat in seiner Heimatgemeinde Ebenhofen im Landkreis Ostallgäu reichlich Material gesammelt, das im Hirtenmuseum Baschtlehaus ausgestellt ist.

Die über viele Jahrhunderte währende große Bedeutung der kollektiven Weidewirtschaft im Allgäu ist heute fast schon in Vergessenheit geraten. Die Gemeindehirten waren während der Allmendewirtschaft in fast allen Teilen Europas bei Gemeinden, Herrschern, Adeligen und Klöstern unter Dienstvertrag. Ihre Aufgabe war es, die sogenannte Allmende, ein der gesamten Dorfgemeinschaft gehörendes Flurstück, zu beweiden. Diese kollektive Weidefläche betrug meist bis zu zwei Drittel der Gesamtgemeindefläche. Die Geschichte der Gemeindehirten kann im süddeutschen Raum bis ins 12. Jahrhundert anhand von vorliegenden Dienstverträgen nachvollzogen werden. Das Ende der Gemeindehirten wurde mit der Auflösung und Verteilung der Allmende, über einen Zeitraum von 1769 bis ungefähr 1840 eingeläutet. Hart, entbehrungsreich und mit viel Dramatik stellt sich die Arbeit und das Leben der Gemeindehirten dar. Idylle und Romantik wie sie oft in Gedichten, Liedern, Gemälden oder literarischen Werken dargestellt wurde, gab es nicht. Die Gemeindehirten waren die unterste Schicht der Gesellschaft ihrer Zeit. Sie rangen täglich um Arbeit und ihr Überleben. Das vorliegende Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit der Geschichte der Gemeindehirten. Mit ihrer sozialen Stellung in der Gesellschaft, ihren Rechten, Pflichten, Entlohnung, der 1719 gegründeten Hirtenbruderschaft zum "Schwarzen Skapulier" in Ebenhofen und mit dem komplizierten Weidewesen. Der zweite Teil ist eine Erzählung über einen Hirten zur Zeit der Bruderschaftsgründung um 1720. Sie gibt Einblick in den Alltag und die Arbeitswelt eines Gemeindehirten und berichtet über seine Jugendzeit, die Anstellung und den Dienst, das Verhältnis zwischen dem Bauern und Hirten, Hirten und Tier, die Arbeiten in den Wintermonaten, dem Glauben und Aberglauben und dem täglichen Kampf um die bloße Existenz und Anerkennung. Die Hirtengeschichte ist ein interessantes und für uns heute faszinierendes Thema, das eng mit unserer Heimatgeschichte und Kultur verbunden ist. Grundlagen für die Erzählung sind Schriftquellen aus Archiven, Pfarrämtern und mündlich überlieferte Traditionen aus Ebenhofen, einem Dorf im südlichen Allgäu gelegen. Der Leser wird mit einer über 600 Jahre andauernden kollektiven Weidewirtschaft, der einstigen bäuerlichen Lebensweise unserer Vorfahren und deren Bedingungen, vertraut gemacht.


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Personen: Maul, Heinrich

Schlagwörter: Schafe Hirtenleben Ostallgäu Schafherde Schafhirte Weide

Interessenkreis: Biografie

Maul

Maul, Heinrich:
Hirtenleben : zwischen Idylle und Wirklichkeit / Heinrich Maul. - 1. Aufl. - Bad Schussenried : Gerhard Hess Verlag, 2013. - 224 S.
ISBN 978-3-87336-444-8 : fest geb., 19,90 EUR

Zugangsnummer: 0000/6084 - Barcode: 00108133
Buch