Ein fantastischer Bilderbogen voller Leid, Lebenslust, Armut und Liebe aus der Zeit um 1910 bis 1996, der berührt und neue Welten auftut. (DR) Itsik Malpesch ist ein kleiner jüdischer Junge, der in Kischinjow aufwächst. Es sind harte Zeiten und doch erfährt er Geborgenheit und Lebensmut. Er ist der Sohn eines jüdischen Gänsedaunenfabrikverwalters, der die Gänserupfung revolutionierte und damit die Kischinjower Daunen weltberühmt machte. Doch die Zeiten sind hart und die jüdischen Mitbürger wenig geachtet. Nach einer abenteuerlichen Entführung und anschließenden Flucht gelangt Itsik nach Odessa. Dort baut er sich in einer Spelunke, die auch als Druckerei fungiert, eine kleine Existenz auf. Ebendort wird sein Traum von Sascha Bimko, dem kleinen Mädchen, mit dem er seit seiner Geburt verbunden ist, genährt. Er trifft deren Mutter und wartet Jahre auf Sascha. Schließlich wird er mit dem letzten Schiff, das Odessa anläuft, nach Amerika verschifft. In New York angekommen, besitzt er einzig und allein einen Koffer mit hebräischen Holzbuchstaben. Er hofft, damit eine Stelle in einer Druckerei zu ergattern, denn Zeitungen gibt es überall. Doch der Koffer wird gestohlen und seine Hoffnungen schwinden. Aber Itsik kann sich wieder aufrappeln. Er bekommt eine Stelle, keine gute, doch er kann davon leben. Jeden Abend schreibt er an seinen Memoiren und Gedichten, denn die Dichtkunst ist seine Berufung. Sein Arbeitgeber stellt viele Dichter ein, Hauptsache sie fegen, nähen oder drucken, wie es von ihnen verlangt wird. Er selber liebt die Literatur und baut eine Bibliothek der unerfüllten Träume auf, die genährt wird vom Schicksal der Enttäuschten. Als der Erzähler als junger Archivar in den 1990er Jahren den alten Itsik Malpesch kennen lernt, weiß er nicht, was ihm bevorsteht, er stellt fest, dass ihrer beider Leben eng miteinander verwoben sind. - Der Roman ist prall vor Leben, ist voller Ereignisse und Emotionen. Dieser Itsik Malpesch ist genial in seiner Lebensart. Seine Liebe zu und Besessenheit von Sascha Bimko hält ihn das ganze Leben lang aufrecht. Der Eigensinn, seine Memoiren in der sterbenden Sprache Jiddisch zu schreiben, gibt ihm das nötige Durchhaltevermögen. Es ist beeindruckend, in die alte Welt des jüdischen Kischinew einzutauchen, Odessa und schließlich auch das damalige New York kennenzulernen. Selten hat mich ein Buch so berührt - unbedingt für jede Bibliothek ankaufen! *bn* Angela Zemanek-Hackl
Personen: Manseau, Peter Razum, Kathrin
D
Man
Manseau, Peter:
Bibliothek der unerfüllten Träume : Roman / Peter Manseau. Aus dem Amerikan. von Kathrin Razum. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2009. - 446 S.
ISBN 978-3-455-40200-1 fest geb. : Eur 23,70
d - Buch: Dichtung