Eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund politischer Fehden in Afghanistan. (DR) Marcus Caldwell lebt seit Jahrzehnten in Afghanistan nahe der pakistanischen Grenze. Er war Arzt, betrieb eine Parfumfabrik und war mit Qatrina, einer afghanischen Ärztin, verheiratet, mit der er eine Tochter, Zameen, hatte. Eines Tages führt ihm der Zufall Lara, eine Russin, ins Haus, die nach ihrem verschollenen Bruder sucht, der mit der russischen Besatzungsmacht nach Afghanistan kam. In den vielen Stunden während eines Stromausfalls, in denen sie sich bei Kerzenlicht gegenseitig bruchstückhaft ihr Leben offenbaren, streift Lara durch das Haus aus dem 19. Jahrhundert und bewundert die Wandmalereien in den verschiedenen Zimmern, die den fünf menschlichen Sinnen gewidmet sind. Als die Taliban an die Macht kamen, hat Marcus die Abbildungen lebender Wesen mit Lehm übertüncht, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Nun ist er dabei, sie Stück für Stück wieder freizuschaben. Immer mehr Details aus Marcus' Leben nehmen Gestalt an: die Verschleppung Zameens, die Ermordung Qatrinas, Willkür und Gewalt vonseiten der Afghanen oder einer der "Schutzmächte". Und über allem steht der Zwang, unablässig nach Zameens Sohn, seinem Enkel, zu suchen, der ihm eine Verbindung zu seiner toten Familie sein könnte. Der preisgekrönte Autor, ein im Jugendalter mit seinen Eltern geflüchteter Pakistani, beweist in diesem Roman wiederum seine Gabe, Gewalt und Poesie furios zu vereinen. Die nackten Fakten dieser Geschichte lassen die Haare zu Berge stehen, trotzdem legen sich große Liebe und zerstörerische Leidenschaft als feines Spinnengewebe über die Dramen, die sich seit Jahrzehnten in Afghanistan abspielen. - Sehr empfehlenswert. *bn* Hertwiga Kröss
Personen: Aslam, Nadeem Robben, Bernhard
D
Asl
Aslam, Nadeem:
¬Das¬ Haus der fünf Sinne : Roman / Nadeem Aslam. Aus dem Engl. von Bernhard Robben. - Reinbek : Rowohlt, 2010. - 459 S.
ISBN 978-3-498-00077-6 fest geb. : Eur 20,50
d - Buch: Dichtung