Spannendes und vielschichtiges Familiendrama mit allgemeingültigem Aussagewert. (DR) Der berührende und zeitgeschichtlich hochinteressante Roman "Die Kinder in der Rothschildallee" ist die Fortsetzung des 2007 erschienenen ersten Bandes "Das Haus in der Rothschildallee" (siehe bn 2/2008, S. 384) aus der Feder der deutschen Bestsellerautorin Stefanie Zweig. Als Mitglied einer jüdischen Familie selbst 1938 gezwungen, aus Deutschland nach Kenia zu emigrieren, weiß die 1947 in die deutsche Heimat zurückgekehrte Schriftstellerin nur allzu gut von dem aufkeimenden Antisemitismus und dem Naziterror zu berichten. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen einmal mehr der nun schon betagte, gutsituierte jüdische Tuchhändler Johann Isidor Sternberg und seine Familie. Als treuer Anhänger und Bekenner zur deutschen Heimat - sein 18-jähriger Sohn opferte im Ersten Weltkrieg sein Leben für das Vaterland - sieht sich Sternberg nun in den Jahren 1926 bis 1937 immer stärker werdenden antisemitischen Tendenzen in seiner Heimatstadt Frankfurt ausgeliefert. Sind die antijüdischen Aktionen anfangs noch schleichend und geschehen verdeckt, gewinnen sie durch die Machtergreifung Hitlers rasch an Kraft und Brutalität und Sternberg begreift nach und nach, dass die Zukunft seiner Familie außerhalb Deutschlands liegt. Umsichtig hilft er dem Großteil seiner Kinder bei der Emigration aus Deutschland, bleibt aber selbst mit seiner geliebten Frau Betsy in einem Nazideutschland, welches für die jüdische Bevölkerung keine Heimat mehr darstellt. In einfühlsamer Weise gelingt es Stefanie Zweig, die brisanten zeitgeschichtlichen Ereignisse vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit den privaten Schicksalsschlägen einer jüdischen Familie zu verknüpfen und mit Hilfe realistisch gezeichneter Charaktere abseits jeglicher Klischees oder Stereotype ein spannendes und vielschichtiges Familiendrama mit allgemeingültigem Aussagewert zu schaffen. Uneingeschränkt empfehlenswerte, ausgesprochen lehrreiche und interessante literarische Unterhaltung. *bn* Barbara Tumfart

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Personen: Zweig, Stefanie

Schlagwörter: Nationalsozialismus Judenverfolgung