Der Kaukasische Kreidekreis und andere Zerreißproben in Venedig. (DR) Wer liebt sein Kind mehr, die es gezeugt und geboren haben oder die, die sich seiner annehmen ohne diesen biologischen Vorsprung? Fragen, die angesichts von Samenspenden, künstlicher Befruchtung und unethischen Adoptionsmethoden nicht nur die Presse beschäftigen. In diesem Szenarium siedelt Donna Leon ihren aktuellen Kriminalfall an, lässt Polizisten die Idylle einer Kleinfamilie stürmen, brutal eindringen. Das Baby ist adoptiert und glücklich mit seinen Adoptiveltern, die kurz wie Verbrecher behandelt werden. Zu kurz, lang genug oder zu lange? Gut und Böse zu unterscheiden, ist die Kunst des Commissario Brunetti, die er mithilfe seiner Familie 16 Fälle lang beherrscht. In diesem Roman erfahren LeserInnen aktuelle Zahlen über Migration, über die Korrelation zwischen Anstieg der MigrantInnenzahlen und Rückläufigkeit der Geburtenzahlen. Stellenweise liest sich dieser "Brunetti" wie ein Pressespiegel zum Thema, so schauen wir immer wieder dem recherchierenden Brunetti über die schwer belastete Schulter. Zwar haben heutige Kriminalromane den Status von Gesellschaftsromanen erreicht und müssen als solche auch brisante Themen ansprechen, doch das Ausmaß dieser Vorgabe ist hier bis zur Schmerzgrenze der Spannung liebenden LeserInnen ausgereizt. *bn* Christina Repolust

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Personen: Leon, Donna Seibicke, Christa E.

Schlagwörter: Krimi