Ein perfekter Onkel, der bei näherer Betrachtung doch die eine oder andere Kante aufweist, ist Gegenstand der retrospektiven Betrachtung durch seinen Neffen. (DR) Justus liebt seinen Onkel abgöttisch, umso mehr, als seine Eltern eher penibel und kleinkariert denn großzügig und lebensfroh sind. So scheint es zumindest dem jungen Mann, der seine ersten lustigen Kindheitserinnerungen mit seinem Onkel Siem verbindet, bei dem er ganze Wochenenden verbrachte. Unkompliziert, humorvoll und unkonventionell - so sieht er seinen Onkel Siem. Dass er viele Berufe hatte, bis er seinen Lebensunterhalt selber verdienen konnte, passt ebenfalls ins Bild des Schwerenöters und Draufgängers. Nach dem Freitod des Onkels führt er dessen Arbeit weiter. Er leitet nun das Magazin "Guten Morgen", ein Blättchen, das über verschiedene Hotels berichtet und von Anzeigen derselben lebt. Immer mehr verdichten sich die Hinweise, dass der geliebte Onkel nicht nur diese Schokoladenseite hatte, sondern unter gewaltigen Problemen litt. Die recht fragwürdigen Praktiken, um Anzeigen in den Hotels zu lukrieren, werden Justus bewusst. Außerdem hatte Onkel Siem unter Alkoholeinfluss seltsame Frauengeschichten. Immer tiefer gerät der Neffe unter die unbeschwerte Oberfläche der Ehe und des Lebens von Siem. So verarbeitet er die scheinbare Abweisung, die Siem ihm mit seinem freiwilligen Ableben zugemutet hat. Ein psychologisch fein durchdachter Roman, der die LeserInnen in seinen Bann schlägt. So schnell wie möglich will man ergründen, was wirklich vorgefallen ist und wer welche Schuld zu verantworten und zu ertragen hat. Sehr zu empfehlen für alle, die Unterhaltung mit psychologischer Spannung mögen. *bn* Angela Zemanek-Hackl
Personen: Zwagerman, Joost
D
Zwa
Zwagerman, Joost:
Onkel Siem und die Frauen : Roman / Joost Zwagerman. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2005. - 219 S. - Aus dem Niederländ. von Gregor Seferens
ISBN 3-462-03456-1 fest geb. : Eur 18,40
d - Buch: Dichtung