Eines jener Bücher, in deren Handlung man schon ab der ersten Seite tief eintauchen kann. (DR) Linda führt das perfekte Leben: Die Schweizerin hat zwei tolle Kinder, einen großartigen und gut verdienenden Ehemann, eine Villa in Genf, einen spannenden Job und den Luxus, sich jeden Konsumgegenstand leisten zu können, den sie gerade haben will. Dennoch ist sie todunglücklich, denn sie fragt sich: Soll es das jetzt schon gewesen sein? Verbleibt man ab nun immer in denselben Bahnen und birgt das Leben keine Abenteuer mehr? Diese Fragen rauben der jungen Frau den Schlaf und quälen sie so lange, bis es ihr beinahe nicht mehr gelingt, ihrer Umgebung Fröhlichkeit und Begeisterung vorzutäuschen. Sie ertappt sich dabei, wie sie von einem anderen Leben träumt. Einem Leben mit der ihr fehlenden Leidenschaft, ein Leben, das für sie greifbar wird, als sie ihren alten Jugendfreund wiedertrifft. Paulo Coelho gelingt es wie schon in "Der Alchimist", "Veronika beschließt zu sterben" und "Elf Minuten", die LeserInnen mit dem ersten Satz zu fesseln und bis zum letzten Punkt nicht mehr loszulassen. Seine einfache und schnörkellose Sprache dringt so tief in den Leser ein, dass man jedes Wort und jeden Gedanken seiner Protagonistin nachvollziehen kann. "Untreue" birgt daher das Risiko, das eigene Leben zu hinterfragen und mit dem Gedanken zu spielen, die geregelten Bahnen - wenn auch nur für einen kurzen Moment - zu verlassen.

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Personen: Coelho, Paulo Meyer-Minnemann, Maralde