Schüchterne fallen nicht auf, höchstens anderen Schüchternen. (ab 4) (JD) Kleine, feine Kinderpsychologie: Da ist ein kleiner, schüchterner Oktopus, Maurice, der nicht auffallen will und daher übersehen wird - in der Schule und am Spielplatz. Er taucht lieber ab, hält sich bedeckt. Dass er deshalb aber kein Langeweiler ist, zeigt die Geschichte: Maurice liebt es, in die finsteren Meerestiefen abzutauchen und dort zwischen phosphoreszierenden Wesen zu tanzen. Als er eine Einladung zu einer Faschingsparty bekommt, entscheidet seine Mama, dass er hingehen soll. Er mag nicht und bastelt sich eine mürrische Maske. Auf der Party geht es lustig zu, bloß auf dem Sofa sitzt Maurice mit seiner Maske. Der Oktopus ist aber dieses Mal nicht allein - zu seiner Überraschung sitzt ihm gegenüber jemand mit einer ähnlich mürrischen Maske: Es ist die schüchterne Lucy, ein Kofferfischmädchen, das es wie Maurice schafft, sich überall (beinah) unsichtbar zu machen, was die BetrachterInnen auch selbst beim Zurückblättern überprüfen können. Zweifellos war es eine Herausforderung für die Künstlerin, den Kinderalltag in die Meereswelt zu verlagern, was zu skurrilen Darstellungen von Schulklasse und Wohnzimmersofas führt. Gleichzeitig sind die überall vorhandenen Korallenriffe bestens dafür geeignet, die kleinen, schüchternen Tiere zu verstecken. Besonders liebenswürdig ist der Erzählton - die Autorin spricht das betrachtende Kind direkt an ("Jetzt denkst du vielleicht…", "Lad ihn doch bitte zu deinem Geburtstag ein"). Und am Ende steht die Erkenntnis, dass Schüchternheit nicht bedeutet, immer alleine sein zu müssen, denn: "Wir (Schüchternen) erkennen einander jederzeit." Sehr empfohlen ab 4 Jahren.
Personen: Ciraolo, Simona Bögelsack, Kathrin
JB
Cir
Ciraolo, Simona:
Wir Schüchternen / Simona Ciraolo. [Aus dem Engl. von Kathrin Bögelsack]. - Zürich : bohem, 2020. - [26] S. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-85581-584-5 fest geb. : € 17,40
Buch: Kinder- u. Jug