In unserer Zeit, in der alles schnell gehen muss, ist das Labyrinth ein verwirrendes und herausforderndes Symbol, das sich großer Beliebtheit erfreut. Wenn man anfangs noch zweifelt, ob es sich überhaupt lohnt, einem solchen Spezialthema ein ganzes Buch zu widmen, wird man rasch eines Besseren belehrt. Es ist faszinierend, welche Vielfalt an Informationen die Autorin hier zusammenträgt: Labyrinthe im Gehirn und im Darm, außerdem Spiralen, nicht nur im Schneckenhaus und im Tornado, sondern schlechthin im ganzen Universum: Das Buch ist eine Fundgrube und lässt sich aufgrund der knappen Texte rasch und gut lesen. Die verschiedenen Labyrinthformen werden vom englischen Illustrator Finn Dean detailreich umgesetzt, wenngleich die pastellartige Farbgebung wohl Geschmackssache ist und zuweilen etwas monoton wirkt. Einzelne Erklärungen zur Zahlensymbolik oder zu kulturgeschichtlichen Hintergründen der Irrgärten sind recht knapp und abstrakt geraten und waren schon für den Rezensenten eher schwer nachvollziehbar. Grundsätzlich aber bietet das Buch einen unkomplizierten und tollen Einstieg in die Welt der Labyrinthe und liefert dazu noch ein paar Anleitungen zum Labyrinthe-Basteln. Dass Hundertwassers berühmte Warnung vor der geraden Linie allerdings derart verstümmelt und seine Hymne ans Fahrradfahren gerade in einem Kinderbuch verhunzt wurde, mag man der Autorin kaum verzeihen: „Ich habe ein Fahrrad. Paris ist groß. Ich möchte sagen, dass wunderbar die Linien sind, die ich mit meinem Fahrrad durch diese große Stadt ziehe … diese Linien, für die ich viele Stunden brauche und die mich müde machen, sind schöner, wahrer und gerechtfertigter als die, die ich auf einem Papier ziehen könnte.“ Welch schöner Gedanke, mit seinem Fahrrad Labyrinthe zu fahren und dabei Hundertwasser noch zu übertreffen!
Personen: Vry, Silke
KHa Vry S
Vry, Silke:
¬Das¬ Buch der Labyrinthe und Irrgärten / Silke Vry. - München [u.a.] : Prestel, 2021. - 93 S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-7913-7473-4
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