Wenn es in der Kriminalistik Serientäter gibt, dann muss es in der Krimi-Literatur auch Serienleser geben. Martin Suter hat mit Allmen eine laszive Figur geschaffen, die nichts anderes zu tun hat, als höchst bemerkenswerte Ereignisse aus der Business- und Bankenwelt aufzustöbern und an sich abprallen zu lassen. Wir seriellen Leser fühlen uns an die alten Enid Blyton Bücher erinnert, wo die fünf Freunde immer wohl dosierte Aufregungen hinter sich gebracht haben. Bei Suter ist es ähnlich. Allmen und sein illegaler Butler Carlos haben eine Agentur gegründet, die Top-Fälle aus dem internationalen Milieu aufklären soll. Das Abenteuer rund um den "rosa Diamanten" beginnt mit einer üppigen Geschäftsvereinbarung und der vagen Beschreibung des Falles. Der rosa Diamant ist gestohlen worden, ein Russe wird verdächtigt. Im ersten Teil reist Allmen durch Zehn-Gänge-Menus, Boutiquen und Signets der Schicki-Micki-Society. Er landet im mondänen Ostseebad Heiligendamm und kommt dem Russen näher, als ihm lieb ist, dieser nämlich pocht auf ein homoerotisches Erlebnis. "Was machen Sie?" - "Ich privatisiere." - "Was tut man da?" - "Mal dies, mal das." (111) In diesem Aufreißer-Dialog steckt übrigens die ganze Seele Allmens. Endlich gibt es den obligaten Toten, der Russe wird ermordet, gerade als Allmen sein Zimmer durchstöbert und einen rosa USB-Stick entwendet. In der Folge versuchen Amerikaner und Engländer im Doppelpack den Stick zu ergattern, der rosa Diamant ist also ein geheimnisvolles Programm, das offensichtlich ohne Kopie nur auf diesem einen Stick existiert. Natürlich gibt es Überfälle und Schlägereien auf höchstem Niveau, wobei die lädierten Körper anschließend jeweils mit exquisiten Drinks wieder ins rechte Business-Lot gebracht werden. Schließlich rekonstruiert Allmen das "Diamanten"-Programm und erpresst sich am freien Markt eine passable Entschädigungssumme heraus. Geld spielt offensichtlich keine Rolle, denn es handelt sich um ein Geldprogramm, das für Hochfrequenzspekulationen an der Börse eingesetzt wird. Martin Suter führt seine Figuren wieder top-fit durch die Business-Welt. Allein das Ambiente, die nichtssagenden Dialoge und die Labels als Devotionalien lassen den in primitiven Verhältnissen geistig dahinvegetierenden Leser immer wieder staunen. Letztlich ist diese Allmen-Welt ein Märchen, das gut ausgeht. Muss es auch, denn Allmen scharrt schon wieder in den Löchern für den nächsten Fall. Solange es Geld in rauen Mengen gibt, gibt es auch Märchen von seiner exzessiven Anwendung. Helmuth Schönauer
Serie / Reihe: Allmen 2
Personen: Suter, Martin
Standort: U Bücher
Suter, Martin:
Allmen und der rosa Diamant / Martin Suter. - Zürich : Diogenes-Verl., 2011. - 218 S. - (Allmen; 2)
ISBN 978-3-257-06799-6 fest geb. : ca. Eur 19,50
Belletristik, Filme, Hörbücher - Signatur: U Suter - Buch