Berührender Roman über das Erleben von Trauer und Abschied. (DR) Karl Meyer ist Mitte vierzig und arbeitet als Zahnarzt. Er ist mit Eva verheiratet und hat zwei Kinder Stine und Ole-Jakob. Das ist die faktische Grundlage für die Handlung des Romans. Karl wird sein Leben zu langweilig und er versucht die verhasste Routine durch eine Affäre mit einer wesentlich jüngeren Frau zu durchbrechen. Doch diese Rechnung geht nicht auf. Er ist unglücklich, voller Zweifel und fürchtet die Blicke von Frau und Kindern. Als sich Ole-Jakob mit gerade einmal 18 Jahren das Leben nimmt, gerät die ganze Familie in eine schwere Krise. Karl ist von Schuldgefühlen aufgrund seiner Affäre geplagt und er fühlt sich verantwortlich für den Tod seines Sohnes. Es ist ihm unerträglich, dass die Menschen außerhalb seiner kleinen verletzten Familie ihren Alltag einfach weiterleben. Für ihn scheint jede Lösung unmöglich, weder das Sterben noch das Weiterleben. Er fühlt nur noch Trauer und Kälte. Schließlich lässt sich Karl von einem Bekannten dazu überreden, in ein besonderes Haus nach Bratislava zu reisen, um dort zu sich selbst zu finden. War der Roman bis zu diesem Zeitpunkt zwar erschütternd, aber doch leicht verständlich geschrieben, gelangen mit der Reise nach Bratislava die Worte und Gedanken des Protagonisten nur mehr als Fetzen zu den LeserInnen. Karl scheint in einem Wahn gefangen und die Deutung des Gesagten ist kaum mehr möglich. Ein erschütternder und sehr tiefgreifender Roman, der die LeserInnen durch die ständig vorhandene Trauer sehr mitnimmt. Ohne vorher zu wissen, dass sich Stig Sæterbakken kurz nach dem Erscheinen des Romans das Leben genommen hat, hat die Rezensentin bei der Lektüre den Eindruck gehabt, dass der Autor während des Schreibprozesses in schlechter psychischer Verfassung gewesen sein muss. Empfehlenswert, aber keine leichte Kost.

---

---

Personen: Wetzig, Karl-Ludwig Sæterbakken, Stig

Standort: U Bücher