„Der Tag, an dem Jimmy Killen stirbt und wieder zum Leben erwacht, ist ein ganz normaler Sommertag, mitten in den Ferien.“ Schon im ersten Satz des Romans steckt vieles, was das Schreiben des großen englischen Geschichtenerzählers ausmacht: eine Mischung aus Dunklem und Hellem, aus Tod und Leben, aus gewöhnlichem Alltag und mysteriösen Ereignissen. Einen heißen, flirrenden Sommertag lang schickt David Almond seinen jungen Helden (und Alter ego) Davie durch eine nordenglische Kleinstadt. Davie ist ein ruhiger, in sich gekehrter Junge, ein künstlerisch begabter Träumer, den die Mutter erst aus dem Haus treiben muss, wo er im Finstern hockt, seit vor wenigen Wochen sein Vater gestorben ist. Einmal draußen in der Sonne stößt Davie auf eine Leiche und macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Ein Krimi wird dieses Buch deshalb noch lange nicht, aber ein dichter Roman voller eigenwilliger Dialoge und Figuren – weitab vom Mainstream-Kinderbuch. Almond ist ein Meister der Vielstimmigkeit, der ausgewogenen Komposition in Ton- und Gefühlslagen. Mitunter wird es hier sentimental und vielleicht etwas tränenreich, dann aber wieder witzig, sogar derb und stets auch unheimlich und rätselhaft. Davie trifft auf einen Priester, der den Glauben verloren aber eine Frau gefunden hat, hält ein knallgelbes Küken in seiner hohlen Hand – „so weich, so strahlend, so zitternd, so lebendig“, wandert begleitet von einem sabbernden Hund durch leuchtende Rapsfelder hinauf zu den Hügeln und den Geisterhöhlen der Stadt, wo er sich mit seinem Vater unterhält, der aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist. Spätestens hier weiß man auch als Leser nicht mehr so recht zwischen Traum, Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden. Aber man folgt bereitwillig dieser magischen Geschichte, die einen zugleich hellsichtig und ein bisserl tramhappert macht und darüber hinaus neue Zuversicht einflößt. Am Ende der großartigen Lektüre hat man hoffentlich noch die Worte der Mutter im Ohr: „Und jetzt, mein Davie, raus mit dir. Lass dir Zeit. Der Tag ist lang, die Welt ist groß, und du bist jung und frei.“

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Personen: Almond, David Ernst, Alexandra