Drei Menschen suchen ihren Mittelpunkt. (DR) Natürlich ist es schrecklich, dass Ellen, eine der drei Hauptpersonen des Romanes, Krebs hat; ebenso erschütternd ist auch das Schicksal von Martin Aitkens, und damit sind nicht nur seine Zornausbrüche gemeint. Milton ist Ellens untreuer Ehemann, er ist ein langweiliger, sentimentaler Schönheitschirurg, der nicht einmal gut lügen kann. Ellen ist schon mehrmals für mehrere Tagen oder Wochen von ihrer Familie - Milton, Sohn und Tochter - "geflohen", hat sich aus der Lügenwelt ihres Mannes zurückgezogen und nach ihren Wurzeln gesucht: diesmal fliegt sie ausgerechnet zu Weihnachten nach Irland, in Inishowen erzählt ihr eine sterbenskranke Nonne von ihren leiblichen Eltern und deren Schicksal. Ellen lügt sich durch die Feiertage, genießt - zum ersten Male in ihrem Leben - die Entdeckung vernachlässigter, unerforschter Körperzonen mit und an Martin, dem traurigen Polizisten. Anflug und Landung von Ellens Familie ist äußerst dramatisch, treibt die Skurillitäten zwischen Weihnachten und Neujahr auf die Spitze. Die Situationen geraten zur Groteske, etwa wenn Milton bei Tiffany das Collier für seine Geliebte aussucht und dessen horrenden Preis in Fettabsaugungen und Gesichtsstraffungen umrechnet. Dass Milton ausgerechnet Ellens Scheidungsanwältin mit einer neuen Patientin verwechselt und zu verführen beginnt, diese Schlappe sieht man beim Lesen bereits als Filmszene vor sich, die Kinobänke beben. Richtig, ich sprach von Tragik: in der Übertreibung, in diesen zahlreichen tragik-komischen Situationen scheinen Glück und Unglück dicht beisammen zu sein, sich zu ergänzen, sich zu brauchen. Die Leser/innen: weinen nicht, nehmen einen tiefen Zug aus der Zigarette, lassen den Whiskey in ihre Gläser gluckern und wissen, dass ein Körper, der begehrt ist, keinen Schönheitschirurgen braucht. Aber das ist schon viel zu viel Interpretation und Moral. Ein Buch für Leser/innen mit schwarzem Humor.

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Personen: O'Connor, Joseph

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