Simon kommt einem Verbrechen auf die Spur, wird bedroht und stößt auf eine Mauer des Schweigens; nur gemeinsam mit seinen Freunden Chris und Silke kann er die Geheimnisse in der Siedlung lüften. Rezension: Simon und Chris, Chris und Simon – zwei Freunde, die nichts trennen kann, die füreinander einstehen, die keine Geheimnisse voreinander haben? Nicht ganz. Jeder der beiden Protagonisten aus Andreas Jungwirths Roman „Kein einziges Wort“ lebt mit einem Geheimnis und dem Schweigen, das ihm von außen aufgezwungen wird. Der Ich-Erzähler Simon ist ein eher unscheinbarer Junge aus gutem Hause, der unter dem Umzug der Familie aufs Land leidet, aber zum Glück im Halbwaisen Chris erst einen Beschützer vor den neuen Mitschülern und dann auch einen Freund findet. Doch dann findet Simon einen Hund mit aufgeschnittener Kehle. Als er versucht zu verstehen, was das zu bedeuten hat und warum die Polizei der Sache nicht nachgeht, wird er selbst von einem anonymen Anrufer bedroht. Gequält von Angst und Unsicherheit zieht Simon sich zurück. Das Schweigen entfremdet die Freunde Simon und Chris voneinander, denn auch Chris verheimlicht etwas und scheint mehr über die Zusammenhänge zu wissen, als er zugibt. Und beide geraten schließlich in große Gefahr. Neben dieser spannend erzählten und actionreichen, wenn auch ein wenig vorhersehbaren Geschichte um offene Rechnungen, tragische Biografien und Immobilienspekulationen erweitern die Nebenhandlungen das Themenspektrum des Romans. Die Handlungslinien, die sich um familiäre Probleme, die erste Liebe, Freundschaft und Erwachsenwerden drehen, sind geschickt mit der Kriminalgeschichte verwoben und verleihen dem Roman Abwechslung und Tiefe. Viele Figuren sind nicht so, wie sie auf den ersten Blick scheinen – entweder, weil sie sich verändert haben, oder weil das Bild, das sich ihre Umwelt von ihnen machte, noch nie stimmte. So überrascht Simons große Schwester die Familie damit, dass sie doch lieber nicht studieren, sondern mit einer Band auf Tour gehen will. Der alte Hubert ist nicht einfach ein verschrobener Hillbilly und Silke, das Mädchen, mit dem Simon früher unbeschwerte Feriensommer bei den Großeltern teilte, ist nun eine junge Frau. Der jugendliche Leser wird mit einer spannenden Geschichte unterhalten und lernt nebenbei etwas über Mut und Vertrauen. Denn erst als mehrere Figuren ihr Schweigen brechen, kann das Verbrechen aufgedeckt werden. Mit seinem gut gemachten Krimi erfindet Jungwirth das Rad nicht neu, bringt es aber ordentlich in Fahrt.
Personen: Jungwirth, Andreas
Jungwirth, Andreas:
Kein einziges Wort / Andreas Jungwirth. - Ravensburg : Ravensburger Buchverl., 2014. - 348 S.
ISBN 978-3-473-40114-7 fest geb. : ca. € 15,50
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Jungw - Buch