Ein gut gelungener Roman über die Welt der Geheimdienste nach dem 11. September. (DR) Der muslimische Terrorverdächtige Issa Karpow reist illegal über Dänemark nach Deutschland ein. In Hamburg findet er Unterschlupf bei einer türkischen Familie, die dem stillen, seltsamen jungen Mann bei der Verwirklichung seines Traumes, Arzt zu werden, helfen will. Bald nimmt sich die junge und engagierte Anwältin Annabel Richter Issas an, da dieser mehr und mehr die Aufmerksamkeit der deutschen Geheimdienste erregt. Mit Hilfe des schon etwas in die Jahre gekommenen Bankiers Tommy Brue versucht Annabel, ihren Schützling vor der drohenden Abschiebung zu retten. Doch je mehr sie und Mr. Brue sich um Issa bemühen, desto mehr verstricken sie sich in die Fäden der Geheimdienste und werden so zu Marionetten ihres feindlichen Systems. John Le Carré hat mit "Marionetten" einen Roman geschrieben, der sich mit der Welt nach dem 11. September auseinandersetzt. Ein Roman, der die Arbeitsweisen und den Konkurrenzkampf der verschiedenen Geheimdienste näher beleuchtet. Le Carré zeigt auch, was es in westlichen Ländern heißt, ein Moslem zu sein. Wie schwer es ist, nicht in die falsche Moschee zu gehen, nicht die falschen Freunde zu haben und nicht zu sehr aufzufallen. Denn zu schnell wird man als radikaler Islamist abgestempelt. John Le Carré gelang ein packendes Buch, das manche Leser vielleicht wieder etwas verständnisvoller und toleranter macht. *bn* Katharina Ratzberger
Personen: Le Carré, John
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Le Carré, John:
Marionetten / John Le Carré. Aus dem Engl. von Sabine Roth und Regina Rawlinson. - Berlin : Ullstein, 2008. - 366 S. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-550-08756-1 fest geb. : ca. Eur 23,60
Belletristik, Filme, Hörbücher - Signatur: U Le Ca - Buch