Der Schauspieler Josef Bierbichler, der am, Starnberger See eine Schankwirtschaft betreibt, erzählt in seinem Roman "Mittelreich" die Geschichte eine Bauern- und Gastwirtsfamilie am Starnberger See. Die erzählte Zeit reicht vom I. Weltkrieg bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Als der älteste Sohn im Weltkrieg umkommt, muss der jüngere, Pankraz, der lieber Künstler werden möchte, den Hof übernehmen. Der Autor beschreibt, wie die großen Veränderungen in diese geschlossene Welt der Bauern hereinbrechen: zunächst sind es die Touristen, die in der Zwischenkriegszeit an den See kommen, aber nie lange bleiben, dann kommt der Krieg und die Zwangsarbeiter und gegen Kriegsende kommen die Flüchtlinge aus dem Osten, von denen einige wie z.B. Viktor aus Schlesien, der als Knecht auf dem Hof bleibt. Der Schwerpunkt aber liegt auf der Nachkriegszeit und den Wirtschaftswunderjahren. "Konrad hieß der neue Adolf, und die neue Mark begann nach und nach ein glänzendes Fett anzusetzen", so drückt es Bierbichler böse aus. Er erzählt vom Schweigen über die Nazizeit, dem latenten Antisemitismus, von Aberglauben, Bigotterie und Doppelmoral und davon, wie die Moderne das Landleben langsam verändert. Ein traurig-komischer (Heimat)Roman, der auch wegen seiner kraftvollen ungewöhnlichen Sprache überzeugt.
Personen: Bierbichler, Josef
Standort: U Bücher
Bierbichler, Josef:
Mittelreich : Roman / Josef Bierbichler. - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2011. - 391 S.
ISBN 978-3-518-42268-7 fest geb. : EUR 25,90
Belletristik, Filme, Hörbücher - Signatur: U Bierb - Buch