Seit der Trennung seiner Eltern hat Ich-Erzähler Archie es nicht leicht. (ab 10) (JE) Archies Mutter kämpft mit einer schweren Depression und verbringt viel Zeit im Bett, und bei der »neuen« Familie seines Vaters fühlt er sich unerwünscht und erfährt kaum Unterstützung. Hinzu kommt das Verbot, über die Depression seiner Mutter zu sprechen und sein Außenseiterdasein in der Schule. Als Ventil verliert er sich in Tagträumereien über seinen Lieblingsfußballspieler Lucas Bailey, dessen mit Sinnsprüchen bedruckte Sticker er sammelt. Diese Sinnsprüche überschreiben die einzelnen Kapitel gepaart mit einem lakonischen Spruch über Archies tatsächliche Situation. Dieses Auseinanderklaffen von Wunschbild und Realität wird auch auf der inhaltlicher Ebene aufgegriffen: Als Archie nach einem Fahrradsturz auf eben jenen Lucas Bailey trifft, verspricht dieser, in bester Wunschfee-Manier, ihm neun Wünsche zu erfüllen. Inwiefern dieses Erlebnis real oder in der Einbildung geschieht, bleibt offen, aber wie sich bald herausstellt, werden Archies Wünsche danach tatsächlich wahr. Ganz wie in traditionellen Wunschmärchen gestaltet sich die Sache mit dem Wünschen dann aber doch weit kniffliger als angenommen und das Gewünschte tritt selten so ein wie intendiert. Angestoßen durch die vielen fehlgeleiteten Wünsche realisiert Archie schließlich, dass Wünschen alleine nicht reicht und dass er selbst aktiv werden muss. Er schafft es, sich aus seiner passiven Situation zu befreien, für sich einzustehen und Hilfe zu holen. In ebenso einfühlsamem wie auch humorvollem Ton schildert Rutters in ihrem zweiten Kinderroman die Erlebnisse ihres Antihelden.
Personen: Rutter, Helen Jellinghaus, Silke Naumann, Katharina
Rutter, Helen:
Neun Wünsche für Archie / Helen Rutter ; übersetzt von Silke Jellinghaus und Katharina Naumann. - Zürich : Atrium, 2022. - 272 Seiten
ISBN 978-3-85535-685-0 Festeinband : 17,50 (AT)
Erzählungen 9-12 Jahre - Signatur: Ju 2 Rutte - Buch