Resi ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie, ihrem Mann Sven, einem Künstler und vier Kindern in Berlin. Sie stammt ursprünglich aus Schwaben und ist zuerst nach Leipzig zum Studium ins dortige Literaturinstitut und dann nach Berlin gezogen. Sie wollte ihr Leben anders gestalten als ihre Eltern. Sie wollte vor allem ein großes Haus mit vielen Familien und die Kinder gemeinsam großziehen. Vor allem wollte sie sich den Ansprüchen des modernen Kapitalismus entziehen. Sie wollte ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben führen, das nicht über den Besitz definiert wird. Ihre Gedanken und Überlegungen teilt sie ihrer ältesten Tochter Bea mit. Bea soll nicht die Fehler ihrer Mutter wiederholen. Diese Gedanken werden zu einer kritischen Bestandsaufnahme und zum Teil auch Abrechnung mit ihrem Leben. Es ist nicht so einfach als Schriftstellerin, mit einem Mann als Künstler und vier Kindern in Berlin. Zumal noch zu allem Überfluss ihnen die Wohnung gekündigt wird. Resi hat ein Buch über ihre Freunde geschrieben, die eine Baugruppe gegründet haben, um ein großes Haus für alle zu bauen. Resi fehlte damals das Geld und sie wollte es sich nicht von einem Freund leihen. Sie war zu stolz dafür. Dieses Buch wird in ihrem Freundeskreis nicht besonders gut aufgenommen, obwohl sie eigentlich nur die Wahrheit geschrieben hat. Ihre Freunde stammen aus guten wohlhabenden Familien, was auf sie und Sven nicht zutrifft. Resi drückt sehr klar ihr Bedauern darüber aus, dass die Herkunft das Leben maßgeblich bestimmt. Über all das schreibt Resi ihrer Tochter Bea, denn sie möchte, dass diese die Wahrheit erfährt und vor allem, dass diese die Beweggründe und Prinzipien der Mutter erfährt. Und sie erzählt ziemlich ungeschminkt und direkt, was es heißt, vier Kinder großzuziehen und nebenbei zu schreiben. Das Schreiben wird für Resi zu einer Art Läuterung. Sie versteht vieles erst, während sie es für ihre Tochter aufschreibt. Ein Buch über die existenziellen Probleme von Familien in einer Großstadt. Manchmal hart an der Wirklichkeit und ziemlich direkt, aber immer mit einer Spur Ironie erzählt, was die Lektüre zu einem Lesegenuss macht. Gleichzeitig wühlt das Buch den Leser aber auch ziemlich auf. Das Buch wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2019 ausgezeichnet. Für alle Bibliotheken geeignet.
Personen: Stelling, Anke
Standort: U Bücher
Stelling, Anke:
Schäfchen im Trockenen / Anke Stelling. - 5. Aufl. - Berlin : Verbrecher Verl., 2019. - 266 S.
ISBN 978-3-95732-338-5 fest geb. : ca. € 22,70
Belletristik, Filme, Hörbücher - Signatur: U Stell - Buch