Ein Roman über Alltagsrassismus aus der Sicht eines privilegierten weißen Jugendlichen im Schwarzwald. (ab 14) (JE) Der 16-jährige Lenni weiß natürlich, was Rassismus ist. Aber dass ihn dieses Thema selbst einmal beschäftigen würde, damit rechnet er nicht. Schließlich hat er mit Serkan einen besten Freund, der aus einer Familie türkischer Einwanderer kommt. Dazu besucht er die Kant-Schule, die stolz das Label »Schule ohne Rassismus« trägt. Als Benjamin Schneidmüller neu in Lennis Klasse kommt, ändert sich einiges. Der neue Mitschüler hat eine dunkle Hautfarbe und spricht jene Alltagsrassismen an, die anderen nicht auffallen oder doch nur »nett gemeint« sind. Das beginnt bei Fragen wie »Wo kommst du denn wirklich her?« und geht bei der Rollenvergabe für das Musical der Theater-AG weiter. Dann beginnt auch Serkan, Benachteiligungen anzusprechen. Lenni jedoch will von diskriminierenden Äußerungen in seiner Umgebung nichts wissen, schon gar nicht, dass sie auch von seinem Lieblingslehrer kommen. Erst nach und nach beginnt er, über sein rassistisches Verhalten sowie über jenes seiner Mitschüler*innen und des Lehrers nachzudenken. Kathrin Schrocke hat mit »Weiße Tränen« einen Jugendroman geschrieben, der klischeehafte rassistische Alltagssituationen benennt und Verhalten sowie Aussagen wie aus dem Lehrbuch beschreibt. Besonders ist jedoch die Perspektive: Mit Lenni erzählt ein durch seine Hautfarbe privilegierter weißer Jugendlicher über Rassismus. Das ist eine kluge Perspektivierung, ändert aber nichts daran, dass die Geschichte insgesamt gewollt anmutet – als ob die Autorin in erster Linie diverse Formen von Diskriminierung in eine pädagogisch wertvolle Geschichte verpacken wollte. Dies ist ihr zwar gelungen, allerdings gerät dadurch die Figurenzeichnung oft zu flach.
Personen: Schrocke, Kathrin
Schrocke, Kathrin:
Weiße Tränen / Kathrin Schrocke. - München : Mixtvision, 2023. - 219 Seiten
ISBN 978-3-95854-205-1 Festeinband : 17,50 (AT)
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Schrock - Buch