Frauen in ihrem Kampf um Selbstbestimmung Anfang des 20. Jh.
Rezension
Im Jahr 1908 ist Berlin schon eine quirlige Großstadt; Menschen vor allem aus den östlichen Regionen hoffen, in der Stadt ein besseres Leben zu finden. Am Schlesischen Bahnhof kommen täglich die Fernzüge, zum Beispiel aus Königsberg, an; immer wieder stranden hier junge Mädchen und laufen Gefahr, in die Hände von Schleppern und Zuhältern zu geraten. Die Frauen von der Bahnhofsmission - der ersten in Deutschland - betreuen solche Mädchen und bewahren sie öfters vor einem dramatischen Schicksal. Vor allem die südeuropäisch verwurzelte Natalie, die selbst durch eine fürchterliche Kindheit und Jugend geprägt ist, stemmt sich gegen die Kriminellen. Als sie wieder mal ein vierzehnjähriges Mädchen gerade noch einem Schlepper abspenstig macht, gerät sie zunehmend ins Visier einer verbrecherischen Organisation; sie wird massiv bedroht, überfallen und nur durch einen Polizeibeamten in letzter Minute gerettet. In der Bahnhofsmission arbeitet neuerdings auch ein junges Mädchen, Alice, aus gut bürgerlichem Haus, der Vater ist ein angesehener Arzt in der Charité. Sie arbeitet heimlich in der Mission, wohl wissend, dass ihre Eltern das unter keinen Umständen tolerieren würden. - Das beginnende 20. Jh. hat es diversen Autoren und Autorinnen angetan, hier seien u.a. die Bücher von Peter Prange erwähnt. Bei diesem Roman ist die kriminalistische, ja thrillerhafte Komponente sehr ausgeprägt. Gerade zum Schluss gibt es einen regelrechten Showdown. Es ist ein Buch mit gut gezeichneten Charakteren; der Stil ist nicht fordernd. So wie das Ende des Romans gestaltet ist, dürfte wohl eine Fortsetzung geplant sein. Das Buch sollte sicher gut einsetzbar sein.
Personen: Rusch, Veronika
Rusch
Rusch, Veronika:
Aller Tage Hoffnung : die Bahnhofsmission / Veronika Rusch. - Originalausgabe. - Köln : lübbe, 2023. - 444 Seiten ; 22 cm
Einheitssacht.: Aller Tage Hoffnung
ISBN 978-3-404-18889-5 kt. : EUR 16.00
Schöne Literatur - Buch