So empathisch und tolerant können LehrerInnen und Lehrer gar nicht sein, um nicht doch manchmal einen gänzlich anderen Blick auf das kindliche Treiben zu haben als die handelnden Kinder selbst. Und Einfühlsamkeit scheint zudem nicht gerade die Stärke von Mattis Lehrer Herrn Storm zu sein. Meist tobt und schnaubt der, ruft "setzen" und unterstreicht diese Aufforderung mit einem "sofort". Mattis, der 8jährige Ich-Erzähler, wird immer wieder von Briefen seines Lehrers an die Eltern heimgesucht, die sein schulisches Fehlverhalten dokumentieren und die er wiederum durch seine Version der Geschichte ins rechte Licht rücken möchte. Das ist gar nicht so einfach, denn seine Mutter hat kein Interesse an seiner Sichtweise und sieht vielmehr eine Karriere als Schwerverbrecher auf ihren Sohn zukommen. In den ersten beiden Bänden dieser humorvollen Erstlese-Serie versucht Mattis drängende Probleme des Schulalltags zu lösen. Einmal hilft er seinen zappeligen und plappernden FreundInnen, indem er sie kurzerhand auf den Sessel oder ihre Arme auf den Tisch festklebt bzw. ein wenig Superkleber auf ihre Lippen verteilt; im zweiten Band zeichnet er Tiere in das Pissoire, damit die Kinder besser zielen - sein Versuch, das stinkende Klodesaster zu beseitigen. Silke Schlichtmann schreibt mit Mattis das kinderliterarische Narrativ der Missdeutung kindlichen Handelns fort und bietet AnfängerInnen damit einen humorvollen und augenzwinkernden Einstieg in die Welt des Lesens. Der Genuss für kindliche und erwachsene Lesende bei dieser Art von Kinderliteratur: Sowohl die kindliche Erzählperspektive, wie auch die der Erwachsenen wird ständig gebrochen, dabei kann bei den Lesenden eine weitere Geschichte entstehen, die zwischen Solidarität mit dem Erzähler und wissendem Verlachen changiert. Schön ist auch, dass der Geschlossenheit der einzelnen Bände die Offenheit der Serienkonzeption gegenüber steht.

Altersempfehlung: ab 7 Jahren.

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Serie / Reihe: Mattis 2

Personen: Schlichtmann, Silke Bohn, Maja

Interessenkreis: Lustiges