Virginia lebt in einer "perfekten Familie" - und lernt, gegen den vorgegebenen Strom zu schwimmen. (ab 12) (JE) Virginia trägt zwar einen - von einer erfolgreichen und intellektuell wohlbemittelten Mutter und einem gutmeinenden, ebenso "voll im Geschäft stehenden" Vater ausgewählten - klingenden Vornamen, der an die bedeutende Autorin Virginia Woolf erinnert, sie ist jedoch ihrer Meinung nach alles andere als etwas Besonderes und schon gar nicht das, was die Eltern von ihr erwarten. Andauernd "bessert" jemand an ihr herum, die Mutter schleppt sie ins Fitness-Studio und in spezielle Kleidergeschäfte, um Virginias Pummeligkeitin den Griff zu bekommen, und der Vater übersieht familien- und gefühlsmäßig wohl so manches. Auch die von der Jugendlichen so bewunderten Geschwister Anais und Byron sind keine Hilfe: Die große Schwester ist weit weg, und der Status des Bruders ändert sich abrupt, als der allgemein beliebte "Sunnyboy" eine College-Kollegin vergewaltigt. Zur vertrauten Freundin Shannon besteht auch nur E-Mail-Kontakt, weil diese sich für ein Jahr im Ausland befindet. Virginia hat es tatsächlich nicht leicht, ihre eigene Identität zu finden und vor allem - auch gegen die Vorstellungen der"Übermutter" - "ja" zu sich selbst zu sagen. Dazu kommen erste sexuelle Erfahrungen und Enttäuschungen in aufkeimenden Beziehungsdingen. Doch im Laufe dieses Entwicklungsromans erkennt das Mädchen immer besser, was im Leben für sie zählt und dass auch nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Eine gertenschlanke, im Mittelpunkt stehende Mitschülerin hat offensichtlich Magersucht, und letztlich verrät ihr die eigene Mutter, dasssie im Grunde den Mut ihrer Tochter, sich gegen elterliche Vorstellungen aufzulehnen (Virginia nimmt ihre ganze Courage zusammen, lässt sich ein Augenbrauenpiercing verpassen und färbt sich die Haare), ziemlich bewundertund wünscht, in ihrer Jugend ebensolche Durchsetzungskraft gehabt zu haben. Der Jugendroman ist salopp geschrieben, die Dramatik eines heranwachsendenMädchens, das in keinem Bereich den Idealen der Gesellschaft entspricht, ist nicht allzu sehr aufgebauscht, und aus dem ganzen Buch spricht trotz der Selbstfindungs- und Unsicherheitsthematik eine gewisse Selbstsicherheit, die zu einem positiven Ende führt. Keine schwülstige Pubertätsgeschichte, sondern ein klares Ansprechen jugendlicher Probleme ineiner "perfekten" Gesellschaft bzw. Familie, verbunden mit lockerer Spracheund manchmal auch ein bisschen (Selbst-)Ironie: Dies ist amerikanische Unterhaltungsliteratur, wie sie im Buche steht und zweifelsohne auch ihre (vor allem) Leserinnen finden wird. *bn* Doris Maier
Personen: Mackler, Carolyn
Mackler, Carolyn:
¬Die¬ Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen / Carolyn Mackler. - Hamburg : Carlsen, 2005. - 252 S. - Aus dem amerikan. Engl. von Brigitte Jakobeit
ISBN 978-3-551-58132-7 kart. : ca. Eur 13,40
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: Mackl - Buch