Schon seit immer steht Herr Berg auf seinem Platz. Er hat schon vieles gesehen, nichts kann ihn so schnell aus der Ruhe bringen. Erst die Konfrontation mit ehrlicher kindlicher Neugier und deren unschuldiger Naivität schaffen es, den archaischen, zeitlosen Berg aus der Fassung zu bringen: Die kleine Lily möchte sehen, was hinter dem Berg versteckt liegt, und fordert ihn auf, aus dem Weg zu gehen. Empört versucht er das Mädchen mit allen Mitteln zu verscheuchen. Das jedoch versteht es, jede der heraufbeschworenen Widrigkeiten in freudiges Spiel zu verwandeln. Im Sturmregen tanzt sie vergnügt durch die Pfützen und in den erdrückenden Schneemassen formt sie wunderschöne Schneeengel. Schließlich gibt der Berg auf und hebt Lily auf seine Spitze – wo sie aus dem Staunen über die Welt dahinter nicht hinauskommt. Nach ihrem kunstvollen, gesellschaftskritischen Bilderbuch „Die Flucht“ widmet sich Francesca Sanna nun einem weniger brisanten aber zeitlosen Thema: die Kraft des kindlichen Optimismus, der in seiner Beharrlichkeit Berge zwar nicht versetzen, aber dennoch das scheinbar Unmögliche erreichen kann. Die Illustrationen gestalten sich diesmal weniger bildgewaltig und ausdrucksstark, sondern deutlich lieblicher und alltäglicher. Besonders harmonisch zeigt sich dabei die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Der personifizierte Berg freut sich über die Präsenz und Interaktion der Menschen mit ihm – solange sie kein „Durcheinander“ auf ihm zurücklassen. Hervorzuheben ist die Selbstverständlichkeit, mit der kulturelle und ethnische Diversität in das Bilderbuch eingeschrieben wird: Das Dorf am Fuße des Berges ist an keinem real-geographischen Ort angesiedelt, sondern erweist sich als interkultureller Raum mit Bewohner_innen verschiedenster Abstammung und Traditionen.

---

---

Personen: Sanna, Francesca

Schlagwörter: Antolin Klasse-1