Roman im Hier und Jetzt über die Rassismuserfahrungen einer jungen in der DDR geborenen person of color.
Rezension
Das Buch gliedert sich in drei große Abschnitte, in denen die Ich-Erzählerin Passagen aus ihrem Leben erzählt. Teils in Dialogen, die wie Selbstgespräche anmuten, teils in gedankenstromartigen Schilderungen geht es um ihre Identität als person of color. Hin- und hergerissen zwischen der extremen Ungerechtigkeit, die sie ihrer Hautfarbe wegen täglich erfährt, und ihren unfassbaren Privilegien als deutsche Staatsbürgerin sucht sie ihren Platz in der Welt. Dabei kreisen ihre Gedanken um ihren toten Zwillingsbruder, ihre Mutter, die in der DDR und auch danach nie solche Freiheit hatte und um ihre Angststörung, mit der sie sich bei den weißen Therapeut*innen nicht gut aufgehoben fühlt. - Besonders beeindruckt hat mich die große Sensibilität der Ich-Erzählerin für den allgegenwärtigen Rassismus nicht nur an der Oberfläche. Gleichzeitig macht sie aber auch immer wieder klar, dass sie nicht nur zu den Opfern zählt, wenn sie als Deutsche zum Beispiel in Vietnam Touri-Urlaub macht.
Ein Buch, das unserem (weißen) Blick auf Rassismus eine neue Perspektive geben kann.Rezensent: Wiebke Richter
Personen: Wenzel, Olivia
Wenzel, Olivia:
1000 Serpentinen Angst : Roman / Olivia Wenzel. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2020. - 347 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-397406-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher