Deutscher Student verliebt sich 1965 in Paris in eine Jüdin und wird Zeuge der Ben Barka-Entführung.
Rezension
Oktober 1965: Steffen reist zur Uni-Aufnahmeprüfung nach Paris. Freund Andre hat seltsame Besucher und arbeitet an einer Untergrund-Karte von Paris. Zweck und Auftraggeber - Geheimdienste? - bleiben lange rätselhaft. Steffen verliebt sich in Sarah, eine israelische Jüdin, die vorgibt, für einen Dokumentarfilm Geld zu beschaffen, in diesem Zusammenhang mysteriöse Kontakte pflegt und wenig von sich preisgibt. Er fühlt sich an einer Lebenskreuzung. Als Deutschem begegnen ihm viele Gesprächspartner mit Vorbehalten: Über die Arbeit des Juristen-Onkels in Hermannstadt im Dritten Reich denkt er plötzlich nach, über die Lektüre des Auschwitz-Prozesses in der FAZ, in einem Test schreibt er über Spannungen zwischen fragender und schweigender Generation. Er wird Zeuge der Ben Barka-Entführung – eine historische Figur, ein marokkanischer Oppositioneller. Der ausführliche Stoff, die Zusammenhänge und sprachlich einheitliche Dialoge entwickeln sich langsam. Die Stadtviertel-Beschreibungen samt Straßennamen sind äußerst detailliert.
Eher für reifere Leser aus der Generation des Buchhelden mit Interesse an französisch-algerisch-marokkanischer Politik jener Jahre. Empfohlen für Büchereien mit größerem Bestand.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Bechtle, J.R.
Bechtle, J.R.:
1965 - Rue de Grenelle : Roman / J.R. Bechtle. - Frankfurt : Frankfurter Verl. - Anst., 2015. - 350 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-627-00217-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher