Das geht alle an: Eine gerechtere Schule, die Bildungschancen unabhängig von den Ressourcen des Elternhauses eröffnet.
Rezension
Die Autorin beginnt mit der Schilderung ihrer eigenen schwierigen Schullaufbahn. Das Elternhaus konnte ihr nicht die Unterstützung für eine zielgerichtete schulische Entwicklung geben. Aber sie hatte Glück, konnte trotzdem das Abitur machen, studieren und Studienrätin werden, die heute freiwillig an einer Brennpunktschule arbeitet. Aus unterschiedlichen Perspektiven setzt sich die Autorin in den 11 Kapiteln mit dem deutschen Schulsystem und den dort agierenden Protagonisten auseinander. Sie deckt die Mängel und Ungerechtigkeiten dieses Systems auf, das immer noch an der Dreigliedrigkeit festhält und sich „an der alten Klassengesellschaft und dem Arbeitsmarkt zu Zeiten der Industrialisierung“ orientiert. Es wird zu früh selektiert, Bildungserfolg hängt von den Ressourcen des Elternhauses ab und benachteiligt damit bestimmte Kinder. Der Reformstau, die Schwächen des Schulsystems wurden besonders unter den Corona-Bedingungen deutlich. Sie mahnt eine grundlegende Reform an. Ein engagiertes persönliches Buch aus der Innen- und Außenschau.
Die Autorin stellt sich auf die Seite der Benachteiligten und nennt Schritte auf dem Weg zu einer gerechteren Schule. Ein Titel für Gesprächskreise.Rezensent: Ursula Führer
Personen: Graf, Lisa
Graf, Lisa:
Abgehängt : Von Schule, Klassen und anderen Ungerechtigkeiten - Weckruf einer Lehrerin / Lisa Graf. - München : Heyne, 2022. - 224 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-453-60641-8
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher