Adieu, Herr Muffin
Bücher

Altwerden und Sterben eines Haustieres. Trauerarbeit der Menschen, die mit ihm gelebt haben.


Rezension

Herr Muffin ist ein alter, grauer Meerschweinchen-Mann. Er hat viel erlebt, ein Menge Gurken und Mandeln gegessen, hatte eine Frau („Viktoria, schwarz wie die Nacht, schön wie der Tag“) und sechs kuschelige, kleine, süße Kinder. Nun ist er alt, er bekommt Schmerzen im Bauch und in den Beinen, die Tierärztin kommt und schüttelt den Kopf. Herr Muffin wird sterben. Das alles weiß wohl ein der Leserin sonst unbekannt bleibendes Kind. Es schreibt seinem Haustier in Briefen seine Gedanken zum Tod und es stellt die Fragen, die wir Menschen uns in Situationen von Abschied und Sterben immer stellen: Gibt es einen Himmel? Muss man Angst haben vor dem Sterben? Schließlich stirbt Herr Muffin, Todesanzeigen erscheinen, alle trauern, es gibt eine schöne Trauerfeier.Alle weinen,denn Herr Muffin ist tot. Er wird vermisst und so viele Fragen bleiben.
Die Darstellung der Geschichte bleibt zauberhaft in der Schwebe zwischen tierischem und menschlichem Erleben, zwischen kindlicher Vorstellungswelt und Realität, zwischen den Briefen und der Erzählung über Herrn Muffin, zwischen einer inneren und einer äußeren Bühne. Dazu tragen die detaillierten, zart aquarellierten Bilder bei, die Herrn Muffin liebevoll als Meerschweinchen-Opa zeichnen, ihn in seinen Erinnerungen aber auch leicht und jung darstellen. In dem, was das Meerschweinchenleben ausmacht, findet sich das Menschenleben wieder, alle Fragen des Lebens und Sterbens, nach Sinn und Hintergrund stellen sich auch hier. Dieser fließende Übergang zwischen den Welten ist mit zartem Humor gestaltet, was das Thema nicht verharmlost oder abflacht, sondern emotional vertieft. Die Bilder tragen durch ihre zarte und freundliche Art der Darstellung zu dieser emotionalen Stimmung bei. Man kann lachen und weinen.
Die Realität von Verfall, Abschied, Tod und Sterben wird deutlich. Im Tod sind Herrn Muffins Pfoten steif und unbeweglich geworden. Er ist wirklich tot. Alle trauern. Voller Liebe wird er mit einem Taschentuch und Löwenzahnblüten ins Grab gelegt. Hilflos bleibt niemand zurück, denn „…jeder kommt am End nach Haus.“ Mit diesem Satz ist das Buch offen für die Formulierung eigener Glaubenshoffnungen und insofern eine Herausforderung und eine Chance für die religiöse Sprachfähigkeit von Erwachsenen, die sich mit Kindern das Buch anschauen!

Für trauernde und nicht trauernde Menschen ab 5 J.

Rezensent: Urd Rust


Personen: Nilsson, Ulf Tidholm, Anna-Clara

Schlagwörter: Tod Sterben

Interessenkreis: Mitteldruck

Adieu, Herr Muffin / Ulf Nilsson. Anna-Clara Tidholm. Dt. von Ole Könnecke. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Moritz, 2003. - o.Pag.: überw. Ill. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-89565-148-9

Zugangsnummer: 19619
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher