Ein sehr persönliches Buch über den Eingang in die Fremde.
Rezension
Roger Willemsens Winterreise 2005 führt ihn in ein geschundenes Land, das nach 25-jähriger Kriegsgeschichte die ersten Schritte in eine wieder entstehende Normalität versucht. Was ihm begegnet, ist „Kultur im Zustand nach ihrem Verfall“. Behutsam begegnet er dieser freundlich, respektvoll, ja, liebend. Gastfreundlich und herzlich wird er empfangen. „Wenige Länder der Erde haben in den letzten Jahrzehnten einen solchen Sturz getan. Man sieht das Land vor sich als ein Massiv des Leidens und nicht, wie König Amanullah es ehedem noch konnte, als „die Schweiz Asiens [...] Ein Land, über dem sich alles türmt, was fehlt.“ Willemsen schrieb eine individuelle, berührende, sprachschöne literarische Betrachtung, einen Reiseroman eigentlich, auch fragend: „Was haben wir im Westen dagegenzusetzen? Die Marktwerdung von allem, die Geringschätzung gegenüber all dem Immateriellen, das eine Kultur im Kern ausmacht. Der Ausverkauf der Tugenden, die der afghanischen Zivilisation auch außerhalb des Islam kostbar sind ...“
Ein wunderbares Buch über ein Land, von dem so wenig gewusst, kaum etwas gekannt wird. Das können wir ändern: mit Interesse dafür als erste und grundsätzliche Wohltätigkeit. Beschenkt werden wir mit einem reichen und intensiven Leseerlebnis.Rezensent: Jana Heinig
Personen: Willemsen, Roger
Willemsen, Roger:
Afghanische Reise / Roger Willemsen. - Frankfurt am Main : Fischer, 2006. - 221 S. ; 21 cm
ISBN 3-10-092103-8
Asien - Signatur: Ee - Bücher