Ohne Söhne kein Ansehen. In Afghanistan geben manche Eltern ohne Söhne ihre Töchter einfach als Jungen aus. In eindrucksvollen Porträts schildert Nordberg den Brauch der bacha posh (afghanisch für "gekleidet wie ein Junge").
Rezension
Um ihren Töchtern ein freieres Leben und den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und das Ansehen der Familie zu steigern, verkleiden viele afghanische Familien ihre Töchter als Jungen. Jenny Nordberg traf Mütter, die in ihrer Kindheit einige Jahre als Junge gelebt haben und auch ihre Töchter als Söhne aufwachsen lassen. Sie sprach mit jungen Mädchen, die als Jungen aufgewachsen sind und vor der Pubertät »zurückverwandelt« und verheiratet werden sollen und begegnete Frauen, die auch noch als Erwachsene als Mann leben. Im Mittelpunkt einer Geschichte steht Azita, eine "hochkarätige" Abgeordnete im jungen Parlament, die neben ihrer Landessprache noch vier Fremdsprachen spricht. Sie ist (langfristig abgesprochen) verheiratet mit einem Bauernsohn, der nicht lesen und schreiben kann. Bald hat die junge Frau vier Töchter aber keinen Sohn. Kurzerhand wird die jüngste Tochter zu einem Sohn "ernannt" und entsprechend erzogen. Das erzeugt natürlich auch mancherlei Probleme.
Das hochinteressante, vielschichtige Buch ist spannend zu lesen und auch lehrreich, weil neben dem privaten Leben auch die politische Entwicklung des Landes ausführlich geschildert wird. Gut für die Veranstaltungsarbeit geeignet.Rezensent: Elfriede Kiefer
Personen: Nordberg, Jenny
Nordberg, Jenny:
Afghanistans verborgene Töchter : Wenn Mädchen als Söhne aufwachsen / Jenny Nordberg. Dt. von Gerlinde Schermer-Rauwolf u. Robert A. Weiß. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2015. - 429 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-455-50349-4 geb. : EUR 22.00
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