Die Erinnerungen des tschuktischen Schriftstellers Juri Rytchëu, (1930 – 2008).
Rezension
Rytchëu wurde geboren in Uëlen, einem Ort im äußersten Nordosten Sibiriens. Fernab jeglicher Zivilisation wächst er auf, in grandioser Natur, mit sehr kurzen Sommern und unbarmherziger Kälte in langen Wintern. Als Kind und Jugendlicher erlebt er, wie die Menschen mit eben diesen Gegebenheiten klarkommen. Das jahrhundertelang überlieferte Wissen wird weitergegeben. Bei Krankheiten nutzt man z.B. die Kenntnisse einer Schamanin. Die Nahrung kommt aus dem Meer und aus der Tundra. Das Fleisch der eben erlegten Tiere wird geteilt mit der Dorfbevölkerung und roh gegessen. Das noch warme Blut wird gerne getrunken. Für den Autor ist das Auge eines Walrosses die größte Delikatesse. Im Herbst konserviert man das Fleisch auf besondere Art und Weise. Es wird mit Haut und Speck zu einer Art Roulade gerollt und in ein Erdloch eingegraben. Durch die Lagerung entsteht Schimmel, der in seinem Geschmack an Roquefort erinnert. Die Felle und Häute der Tiere dienen als Bekleidung. Künstler nutzten das polierte Walrosselfenbein um Märchen und Legenden darzustellen.
Der Schriftsteller hat mit diesen Erinnerungen ein Bild seines kleinen Volkes gezeichnet, humorvoll, kenntnisreich und überaus liebevoll. Sehr zu empfehlen!Rezensent: Ingeborg Vogt
Personen: Rytchëu, Juri Leetz, Antje
Rytchëu, Juri:
Alphabet meines Lebens / Juri Rytchëu. Dt. von Antje Leetz. - Zürich : Unionsverl., 2010. - 375 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-293-00412-2
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher