1977 verschwindet die politische Aktivistin Gisi Tenenbaum in der argentinischen Stadt Mendoza spurlos.
Rezension
Gisela Tenenbaum, geb 1955, war in den siebziger Jahren in der argentinischen Untergrundorganisation Montoneros tätig. Ihrer Geschichte Hackl in literarischer Verdichtung nach. Der Autor hat breit recherchiert, Verwandte, Freunde, Nachbarn befragt und lässt aus den verschiedenen Aussagen ein differenziertes, Brüche aufweisendes Bild einer jungen Frau entstehen, deren Bestreben es war, ihre Ideale und ihre praktische Lebensführung in Einklang zu bringen. Die Tatsache, dass Gisi spurlos verschwand, macht für die Zurückbleibenden die Verarbeitung der Ereignisse umso schwieriger. - Sehr geschickt entgeht Hackl der Gefahr, eine Ikonografie zu schreiben, indem er die Erzählperspektive sich manchmal von Satz zu Satz verändern lässt. Dieser Stil zwingt auch den Leser, immer neu die Position des jeweiligen Sprechers zu Gisi Tenenbaum zu bedenken und zu bestimmen.
LeserInnen, die sich der Herausforderung des Erich Hackl eigenen Stils stellen, werden dies Buch mit viel Gewinn lesen.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Hackl, Erich
Hackl, Erich:
Als ob ein Engel : Erzählung nach dem Leben / Erich Hackl. - Zürich : Diogenes, 2007. - 169 S. ; 18 cm
ISBN 978-3-257-06595-4 geb. : EUR 19.90
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