Lockdown, Rückzug in ein abgeschiedenes Haus am Meer, mit diesen Komponenten schafft Elizabeth Strout so viel mehr als einen Corona-Roman!
Rezension
Elizabeth Strout legt mit “Am Meer” den vierten Roman um ihre literarische Figur Lucy Barton vor. Er umfasst die Zeitspanne vom Beginn der Corona-Pandemie bis zu den ersten Impfungen. William, Parasitologe, Lucys Ex-Mann und bester Freund, überredet sie zu Beginn, für einige Wochen dem Gedränge New Yorks zu entfliehen und mit ihm in ein Haus am Meer in Maine zu ziehen. Aus Wochen werden Monate und schließlich Jahre. Dem äußeren folgt auch ein innerer Lockdown, die erfolgreiche Schriftstellerin Lucy kann nicht mehr schreiben und kann sich auch auf kein Buch mehr einlassen. Die zunehmende Zerrissenheit der Gesellschaft spiegelt sich im Umfeld: die fanatisch gewordene Schwester, auf deren Corona zum Trotz abgehaltener Familienfeier sich der Bruder ansteckt und an den Folgen verstirbt, der Trump-Fan, der bei der Tafel hilft, der Abstand zum Tagesgeschehen und die Sehnsucht nach den erwachsenen Töchtern. Dabei geht es immer auch um mehr als Corona, um Alter, Liebe, Freundschaft, Verlust und die eigene Geschichte. Und alles in Strouts wunderschönem ruhigen Erzählstil.
Eignet sich sehr gut für eine breite Leser:innenschaft.Rezensent: Sabine Klohn
Personen: Strout, Elizabeth Roth, Sabine
Strout, Elizabeth:
Am Meer : Roman / Elizabeth Strout. Dt. von Sabine Roth. - München : Luchterhand, 2024. - 284 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-630-87748-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher