Kuschel, Karl-Josef
Antisemitismus und deutsche Demokratie Theodor Heuss und seine „Feldzüge gegen das Vergessen“
Bücher

Detailreiche Studie zur lebenslangen Auseinandersetzung des ersten Bundespräsidenten mit dem Judentum und dem Holocaust.


Rezension

In einer großen Zusammenschau zeigt Kuschel, dass Heuss in der Forschung zwar einerseits eine bedenkliche Nähe zum „kulturellen Antisemitismus“ bescheinigt wird, dass er aber andererseits in einem kontinuierlichen Dialog mit dem bürgerlich etablierten Judentum stand. Als Politiker und Zeitzeuge erlebte Heuss die Brutalität des Nationalsozialismus bei der Verfolgung von Missliebigen jeglicher Couleur und versuchte, im Rahmen seiner Möglichkeiten Widerstand zu leisten. Nach 1945 war er einer der ersten, der zu einer konsequenten Aufarbeitung der Schuld beitrug. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen antisemitischen Tendenzen in Deutschland erweitert Kuschel sein bereits 2013 erschienenes Buch um ein auf die jüngsten Ereignisse bezugnehmendes Vorwort. Darin analysiert er u.a. aktuelle Reden von anderen Bundespräsidenten sowie dem Präsidenten des Zentralrats der Juden dahingehend, dass sich die Bewältigung des Antisemitismus und die Aufrechterhaltung der Demokratie gegenseitig bedingen.

Die sehr grundsätzlich angelegte Arbeit ist eine Fundgrube für alle, die an der deutschen Geschichte und den Hintergründen aktueller antisemitischer Tendenzen interessiert sind.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Kuschel, Karl-Josef

Schlagwörter: Deutschland Antisemitismus Demokratie

Kuschel, Karl-Josef:
Antisemitismus und deutsche Demokratie : Theodor Heuss und seine „Feldzüge gegen das Vergessen“ / Karl-Josef Kuschel. - Ostfildern : Patmos, 2019. - 447 S. : Ill. ; 23 cm
ISBN 978-3-8436-1168-8

Zugangsnummer: 40610
Zeitkritik und Zukunftsfragen - Signatur: Se - Bücher