Szenische Momentaufnahmen einer Nacht in Berlin aus Sicht derer, die arbeiten müssen, wenn andere das Wochenende feiern.
Rezension
In seinem vierten Roman nimmt uns der Autor mit auf eine erzählerische Reise durch die eher düsteren Seiten des Berliner Nachtlebens: ein Taxifahrer, der einen Verlobungsring im Handschuhfach hat; Tanja, tagsüber Medizinstudentin, nachts wahlweise Rettungssanitäterin oder Stiefelbiest24 in Lack und Leder; Sheriff, Nachtportier in einem Hostel; Osman, der gerade noch rechtzeitig merkt, warum er jederzeit bei Reinhold auf der Playstation zocken darf; Christina, die zum 6. Mal innerhalb von zwei Jahren in ihrem Späti überfallen wird; Marcela, die es sich trotz Unterleibsschmerzen nicht leisten kann, ihre Schicht als Fahrrad-Essensauslieferin sausen zu lassen; es geht um einen Drogendealer, den Türsteher eines Clubs, zwei Polizist*innen auf Streife. Jede der verschiedenen Szenen hat ihre eigene Atmosphäre, ihren eigenen Stil. Ab und an treffen die Protagonisten kurz aufeinander, bevor jeder wieder in seine eigene Welt abtaucht. Alle Figuren kämpfen sich durch ihren Alltag, durch ihren Job und durch ihre Probleme. Am Ende ist es Sabrina, die mit ihrem Kehrfahrzeug am frühen Sonntagmorgen all das beseitigt, was vom Wochenende übriggeblieben ist.
Beeindruckende Milieustudie, intensiv, manchmal bedrückend und schonungslos. Geeignet für junge Erwachsene, für die das wilde Partyleben kein Buch mit sieben Siegeln ist.Rezensent: Heike Nickel-Berg
Personen: Nagelschmidt, Thorsten
Nagelschmidt, Thorsten:
Arbeit : Roman / Thorsten Nagelschmidt. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2020. - 333 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-397411-9 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Nag - Buch