Eine zufällige Begegnung zweier Menschen wird zum Auslöser des Nachdenkens über Heldentum und Mut in unserer Zeit.
Rezension
Monika Maron schreibt diesen Roman über Charlotte Winter, eine betagte Schreiberin mit Biografie im Osten Berlins, als Ich-Erzählung, und als Leserin ist frau folglich auch damit befasst, ob, wo oder wie sehr die Autorin ihre „Heldin“ mit ihren Gedanken füttert. Charlotte Winter lernt Artur Lanz, einen Physiker, der vom Alter her ihr Sohn sein könnte, in einer krisenhaften Lebenssituation kennen. Der von seiner Mutter in Begeisterung über die Artus-Sage benannte Artur ist bisher nicht durch heldenhafte Männlichkeit aufgefallen. Bis er – sein eigenes Wohl riskierend - seinen Hund aus einer zunächst aussichtslosen Situation rettet und das Glück der plötzlichen „Opferbereitschaft“ kennenlernt. Getrennt und gemeinsam machen sich Charlotte, die über Artur schreiben will, und der unheldenhafte doch plötzlich mutige Mann auf die Suche nach dem was Heldentum und Mut bedeuten kann. Die Recherche liest sich teils unterhaltsam, besonders wenn Charlotte die Debatten in ihrem bildungsbürgerlichen Freundeskreis bei edlem Wein und schlimmstenfalls ayurvedischer Kost einbezieht, teils schmerzhaft, denn Klischees und Pauschalisierungen schwächen das Buch, auch wenn Monia Maron nach wie vor eine glänzende Stilistin ist. Am Schluss erhält Artur Gelegenheit für einen Freund und dessen Meinungsfreiheit einzustehen, auch wenn sein Standpunkt wissenschaftlicher Prüfung nicht standhält.
Ein Roman, der provozieren will. Dies gelingt ihm. Für kritische Lesekreise.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Maron, Monika
Maron, Monika:
Artur Lanz : Roman / Monika Maron. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2020. - 219 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-397405-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher