Müller, Herta
Atemschaukel Roman
Bücher

Vom Schicksal eines jungen Mannes aus Siebenbürgen im sowjetischen Arbeitslager für Rumäniendeutsche.


Rezension

„Es war drei Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte.“ So beginnt der 17-Jährige seinen Bericht von der fünfjährigen Zwangsarbeit in einer Koksfabrik und Ziegelei in der russischen Steppe. In kleinen Kapiteln lässt H. Müller die Deportationsgeschichte des deutschstämmigen Rumänen lebendig werden: die Knochenarbeit an Zement, Kalkbrocken und Schlacke, die Läuseplage und die Gier nach Abfall, die Einsamkeit und die Abstumpfung, Krankheit und Tod. Irma Pfeifer im Mörtel erstickt, Kati Meyer im Zementturm verschüttet. Das Buch ist ein Dokument des ständigen Hungers, in poetischer Prosa ergreifend gestaltet mit der Figur des Hungerengels, „der das Hirn frisst“ und jedem von den Haut- und Knochenleuten „seine eigene Qual besorgt“. „Ich weiß, du kommst wieder.“ hat die Großmutter gesagt. Das erfüllt sich, doch der Deportierte ist ein anderer geworden und wird es bleiben. Die Autorin hat das mit Oskar Pastior gemeinsam geplante Buch nach seinem plötzlichenTod allein geschrieben. Ihm liegen die Hefte mit den Details aus Pastiors Lageraufenthalt zugrunde.

Ein meisterhafter Roman. Allen anspruchsvollen LeserInnen sehr empfohlen.

Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck


Personen: Müller, Herta

Schlagwörter: Rumänien Nobelpreis Deportation

Müller, Herta:
Atemschaukel : Roman / Herta Müller. - 1. Aufl. - München : Hanser, 2009. - 299 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-23391-1

Zugangsnummer: 25928
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher