Reportagen über das Flüchtlingselend auf beiden Seiten des Mittelmeeres.
Rezension
Hunderttausende Flüchtlinge strömen derzeit nach Europa. Die einheimische Bevölkerung nimmt sie mittlerweile als eine bedrohliche Masse wahr, die Angst vor einer Überforderung der Gesellschaft wächst. Aus dem Blick geraten dabei die Einzelschicksale. Wer sind die Menschen, die sich unter Lebensgefahr auf den Weg über das Mittelmeer machen, die alles verloren haben und nun auf eine bessere Zukunft hoffen? Mathilde Schwabeneder und Karim El-Gawhary, Korrespondenten des ORF, holen in ihren Reportagen einige aus der Anonymität und lassen sie erzählen: von den Gräueln der Bürgerkriege in Syrien und im Irak, vom Dahinvegetieren und Sterben in den großen Flüchtlingslagern im Libanon, vom Horror der Flucht durch die Sahara und von Schiffsuntergängen. Sie berichten über die Skrupellosigkeit der Schleppermafia und von traumatisierten Rettern, die Menschen und Leichen aus dem Wasser zogen. Dies alles ist nur schwer zu ertragen, aber wie El-Gawhary schreibt: „Ein Buch kann man weglegen, die Wirklichkeit nicht.“ Das letzte Kapitel widmet sich dem oberösterreichischen Dorf Großraming, dessen Bewohner die Aufnahme von Flüchtlingen zunächst strikt ablehnten, dann aber mit großem Engagement die ehrenamtliche Betreuung der Neuankömmlinge übernahmen. Ein hoffnungsvoller Schluss in diesem bewegenden, aber düsteren Reportageband.
Für Krankenhausbüchereien geeignet.Rezensent: Michael Freitag
Personen: Schwabeneder, Mathilde El-Gawhary, Karim
El-Gawhary, Karim:
Auf der Flucht : Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeeres / Karim El-Gawhary u. Mathilde Schwabeneder. - Wien : K & S, 2015. - 188 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-218-00989-8
Staat, Politik - Signatur: Sa - Bücher