Anspruchsvolle, biografisch geprägte Gedichte.
Rezension
Der Verfasser,1969 in Dresden geboren, studierte Religionswissenschaften, Orientalistik und Theologie und lebte längere Zeit in Israel und Spanien. Dies zu wissen erklärt die Fülle der Aspekte, aus denen diese Lyrik geschrieben ist. In vier Teile sind die Texte gegliedert. „Zungenreden" erinnert den Bausoldaten in Prora (Rügen) und Merseburg (Leune). Konkret mit Daten 1987 und 88. In "Nicht fester als die Atemluft" wird die Selbstbefragung mit authentischen Namen aus der Geschichte konfrontiert : „Genossen, was ist, wenn wir nicht verstehen, / warum sich die Verhältnisse anders darstellen, / als wir überzeugt waren? ...“ - 24 Texte, "Vigil" überschrieben, imaginieren Erinnerung an Paulus : „.. .als wäre ich nicht Paulus,,/ zwischen entweder und oder ...“ Im letzten Teil wird bei der Geburt des Kindes „Anastasia'' glückhaft Paul Gerhardts "Ich steh an deiner Krippen hier" erinnert. Die vielen Varianten zur Selbsterforschung werden auch so gesehen: "Es gibt soviel, worauf ich mich blind verlassen muß."
Für geübte Lyrikleser eine Entdeckung: ein Lebensablauf im geschichtlichen Kontext in virtuoser Sprachbeherrschung festgehalten.Rezensent: Christine Razum
Personen: Lehnert, Christian
Lehnert, Christian:
Auf Moränen : Gedichte / Christian Lehnert. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2008. - 129 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-41954-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher