Entwicklungsroman über Studienzeit und Diskriminierungserfahrungen als Lesbe im Taiwan der 1980er Jahre.
Rezension
Lazi ist jung, privilegiert, und exzentrisch. An ihrer Elite-Uni herrscht Aufbruchstimmung und sie begibt sich als Lesbe auf die Suche nach sich selbst. Ihre große Sehnsucht nach Liebe und ihre tiefen Zweifel wegen ihrer sexuellen Orientierung werden in ihrer Beziehung zur Kommilitonin Shuiling zur Zerreißprobe. In acht Notizbüchern werden Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Hauptfigur präsentiert. Dazu verwendet die Autorin verschiedenste literarische Formen wie Liebesbriefe, Tagebucheinträge und bewegende Dialoge. Und immer wieder gibt es Episoden über das Krokodil: Scheu versteckt es sich in seiner Menschenhaut, ist person of interest und traut sich doch nicht seine wahre Existenz zu offenbaren. Neben allen herzzerreißenden und bitteren Passagen wirken die Krokodil-Erzählungen komisch und erheiternd. Sie sind eine gelungene Metapher auf die Situation Homosexueller in Taiwan der 1980er Jahre.
Das Buch ist sehr bewegend, witzig, traurig und intelligent und hat mich tief beeindruckt.
Rezensent: Wiebke Richter
Personen: Miaojin, Qiu Hasse, Martina Lühmann, Hannah
Miaojin, Qiu:
Aufzeichnungen eines Krokodils : Roman / Qiu Miaojin. Dt. von Martina Hasse. Mit einem Nachwort von Hannah Lühmann. - Roßdorf : Ulrike Helmer Verl., 2020. - 317 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-89741-441-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher