Kanadischer Roman über die intensive Gemeinschaft zwischen Frau und Bär.
Rezension
Lou arbeitet am Historischen Institut in Toronto, das das Haus eines englischen Colonels erbt. Sie verbringt den Sommer in dem Haus, einsam auf einer Flussinsel im nördlichen Ontario, um den Nachlass von Colonel Cary zu katalogisieren. Zum Erbe der Carys gehört auch ein Bär, der in einem der Schuppen im Hof wohnt. Lou entwickelt ein ambigues Verhältnis zu ihm - einerseits fühlt sie in seiner Gegenwart Furcht und Grauen, andererseits Mitleid und Liebe. Mit der Zeit werden die beiden vertraulicher, Lou, von existenziellen Fragen geplagt, beginnt ihn zu begehren. "Bär" ist die Wiederauflage des Originals von 1976. Die bildhaften, teils synästhetischen Beschreibungen von Landschaft, Licht und Stimmung erzeugen eine tolle Atmosphäre. Beim Bibliografieren der historischen Bibliothek verweist Lou ausführlich auf diverse, mir unbekannte Poeten, Gelehrte und Eroberer der viktorianischen Zeit, womit sie mich als Leserin in 2022 ermüdet. Insgesamt ein interessanter, aber sehr seltsamer Roman.
Im Subtext verhandelt das Buch Themen wie Sehnsucht nach Liebe und Freiheit, Macht und Übergriffigkeit in der Partnerschaft und eignet sich daher für weiterführende Diskussionen.Rezensent: Marie Tronnier
Personen: Engel, Marian Brößke, Gabriele
Engel, Marian:
Bär : Roman / Marian Engel. Dt. von Gabriele Brößke. - München : btb, 2022. - 206 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-442-75956-9 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Eng - Buch